Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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8 ihm auch Gewissensbedenken, von der ihm anvertrauten Herde 
fern zu sein und einem andern das e überlassen zu 
müssen. Der schon im Aller vorgerückte Papst glaubte aber, 
Larls Beistand zum Wohle der ganzen Kirche nicht entbehren zu 
können, und in der That hat dieser auf die glückliche Beendigung 
der oft unterbrochenen Kirchenversammlung zu Trient, auf die 
Verbesserung der Kirchenzucht, auf die Errichtung der Priester— 
seminarien und auf die Herausgabe des römischen Katechismus 
einen wohlthätigen Einfluß geübt und dadurch Glauben und 
reine Sitten auf das thaätigste gefördert. 
Wie freute sich der Heilige, als es ihm nach einem Aufent— 
halte von sechs Jahren in demn! Mutelpunkt der christchen Wel 
sang die Hindernisse zu beseitigen, die ihn von seiner Herde 
ern gehalten. hatten! Jubelnd empfing Mailand seinen Ober— 
hiuten der sich bei seiner Ankunft zuerst nach der Kathedrale 
egab, um vor allem durch Gebet seinem Wirken die Weihe zu 
erteilen und segnend seine Hände über die ihm übergebene Ge— 
meinde auszubreiten; dann erst trat er in seinen Palast. Sein 
Erzbistum zahlle 60d 000 Seelen 800 Pfarreien und 150 
Aoster; aben doch war in seinem ganzen Sprengel kein Ort und 
eine Kirche, die er nicht besuchten Wie ungebahm auch die 
Wege, wie empfindlich Hitze und Kälte sein mochten, er setzte 
sein⸗ Reise nach entfernten Orten, wozu er jährlich drei Monaͤte 
bestimmte, nicht aus. Er bestieg mit seinem Stabe und einem 
Bündel auf dem Rücken Gebirge, auf welchen kein Lasttier sicher 
einherschreiten konnte, und stieß ee auf Stellen, wo er 
kriechen oder der Steigeisen sich bedienen mußte. Wohlgemut 
aß er dann mit den dürftigen Bergbewohnern Kastanien und 
Wilch und überließ bessere Speisen seinen Gefährten. An seine 
Schritte war der Segen des Herrn ebunden. Durch Herzlichkeit 
wann er die Herzen; der Macht 8 Liebe vermochten selbst 
ie Härtesten und Verstocktesten nicht zu widerstehen, und so hat 
er unzählige in die Arme des Glaubens und der Tugend zurück— 
geführt. 
Auch in seinem häuslichen Leben ging er allen mit dem 
kühmlichsten Beispiele voram und ganzes Haus mußte in 
Line Fußstapfen treten. Nur erprobte Diener, welche Fleiß mit 
Frömmdken vereinten, nahm er in seine Wohnung. Wer sich 
nicht bewährte, wurde entlassen. Der Tag ward mit dem Morgen 
het. und Absingen von Psalmen begonnen, woran der Erz- 
ischof sich beteiligte. Nie fand man ihn müßige Mle seine 
ii war ernsten Geschäften gewidmet, und sogär S seinen 
eisen betete oder studierte er. Jeden Morgen vor Darbringung
	        
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