— 479 —
8 ihm auch Gewissensbedenken, von der ihm anvertrauten Herde
fern zu sein und einem andern das e überlassen zu
müssen. Der schon im Aller vorgerückte Papst glaubte aber,
Larls Beistand zum Wohle der ganzen Kirche nicht entbehren zu
können, und in der That hat dieser auf die glückliche Beendigung
der oft unterbrochenen Kirchenversammlung zu Trient, auf die
Verbesserung der Kirchenzucht, auf die Errichtung der Priester—
seminarien und auf die Herausgabe des römischen Katechismus
einen wohlthätigen Einfluß geübt und dadurch Glauben und
reine Sitten auf das thaätigste gefördert.
Wie freute sich der Heilige, als es ihm nach einem Aufent—
halte von sechs Jahren in demn! Mutelpunkt der christchen Wel
sang die Hindernisse zu beseitigen, die ihn von seiner Herde
ern gehalten. hatten! Jubelnd empfing Mailand seinen Ober—
hiuten der sich bei seiner Ankunft zuerst nach der Kathedrale
egab, um vor allem durch Gebet seinem Wirken die Weihe zu
erteilen und segnend seine Hände über die ihm übergebene Ge—
meinde auszubreiten; dann erst trat er in seinen Palast. Sein
Erzbistum zahlle 60d 000 Seelen 800 Pfarreien und 150
Aoster; aben doch war in seinem ganzen Sprengel kein Ort und
eine Kirche, die er nicht besuchten Wie ungebahm auch die
Wege, wie empfindlich Hitze und Kälte sein mochten, er setzte
sein⸗ Reise nach entfernten Orten, wozu er jährlich drei Monaͤte
bestimmte, nicht aus. Er bestieg mit seinem Stabe und einem
Bündel auf dem Rücken Gebirge, auf welchen kein Lasttier sicher
einherschreiten konnte, und stieß ee auf Stellen, wo er
kriechen oder der Steigeisen sich bedienen mußte. Wohlgemut
aß er dann mit den dürftigen Bergbewohnern Kastanien und
Wilch und überließ bessere Speisen seinen Gefährten. An seine
Schritte war der Segen des Herrn ebunden. Durch Herzlichkeit
wann er die Herzen; der Macht 8 Liebe vermochten selbst
ie Härtesten und Verstocktesten nicht zu widerstehen, und so hat
er unzählige in die Arme des Glaubens und der Tugend zurück—
geführt.
Auch in seinem häuslichen Leben ging er allen mit dem
kühmlichsten Beispiele voram und ganzes Haus mußte in
Line Fußstapfen treten. Nur erprobte Diener, welche Fleiß mit
Frömmdken vereinten, nahm er in seine Wohnung. Wer sich
nicht bewährte, wurde entlassen. Der Tag ward mit dem Morgen
het. und Absingen von Psalmen begonnen, woran der Erz-
ischof sich beteiligte. Nie fand man ihn müßige Mle seine
ii war ernsten Geschäften gewidmet, und sogär S seinen
eisen betete oder studierte er. Jeden Morgen vor Darbringung