Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Abteilung 2, [Schülerband])

21. Vom Nutzen der Obstbäume und dem Anbau derselben. 
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genommen würde, so ließe sich das begreifen. Aber die Obstbaum— 
zucht, welche einen großen Geldgewinn einbringen kann, fordert wenig 
Anstrengung. Sie ist eher eine angenehme Unterhaltung als eine 
Arbeit. Jeder Landmann sollte daher um seine Wohnung herum 
wenigstens eine kleine Zahl Obstbäume anpflanzen. Im Frühlinge er— 
freuen sie uns durch ihre lieblichen Bluten. Im Herbste beschenken 
sie uns mit ihren wertvollen Früchten. Ja, wenn wir längst nicht 
mehr unter den Lebenden sind, werden unsere Nachkommen jedes Jahr 
mit Dank der fürsorglichen Hände gedenken, welche einst die jungen 
Pflanzen in den Boden eingesetzt haben. 
. Die Obstbäume tragen entweder Kernobst oder Steinobst. 
Kernobst werden die Äpfel und Birnen, Steinobst die Pflaumen, 
Kirschen, Aprikosen, Pfirsichen u. dgl. genannt, letztere deshalb, weil 
die Kerne in einer steinharten Schale liegen. Das Steinobst gedeiht 
am besten auf hochliegenden Stellen und in einem sandgemischten Erd— 
reiche. Das Kernobst kann auch gut an niedriger gelegenen Stellen 
und auf festerem Erdboden wachsen, wenn derselbe nur tief genug und 
nicht zu mager ist. Dünger vertragen die Obstbäume wohl. Derselbe 
darf aber nie um oder unter die Wurzel gebracht werden. Man muß 
ihn vielmel in einiger Entfernung von dem Baume ausbreiten. 
Ramentlich darauf zu achten, daß er nicht in frischem Zustande an 
den Baum lemme. 
Wer sich aus einem Obstgarten oder aus einer Baumschule junge 
Obstbäume verschaffen kann, braucht dieselben nur zeitig im Frühling 
oder spät im Herbste einzupflanzen. Für jeden Baum muß der nötige 
Raum bleiben. Auch ist jeder eben so tief in die Erde zu pflanzen, 
wie er in der Baumschule stand, weder tiefer, noch seichter. Schon 
beim Einsetzen des Baumes muß man an der Westseite dicht am 
Stamme einen Pfahl einschlagen, an welchem derselbe festgebunden 
wird. Der Baum wächst dann empor und trägt Früchte, wenn man 
ihn pflegt. Man schneide alle Schößlinge, welche unterhalb der Krone 
aus dem Stamme hervorkommen wollen, sorgfältig ab. Auch nehme 
man im ersten Frühlinge alle Zweige und Schößlinge weg, welche 
kreuz und quer in die Krone wachsen wollen. So lange der Baum 
klein ist, soll die Krone nicht mehr als 3—4 Hauptzweige haben. 
Diese schneidet man später oben so ab, daß an jedem Zweige so viel 
Augen oder Knospen übrig bleiben, als kleinere Zweige daraus hervor— 
wachsen sollen. Auch müssen die Wurzeln in der Jugend des Baumes 
vom Grase freigehalten und die Ausläufer entfernt werden. Kann 
man sich keine jungen Bäumchen verschaffen, so ist es sehr leicht, die— 
selben aus Kernen zu ziehen. Man sammle dazu Kerne von guten 
Obstsorten und wähle jene aus, welche am vollsten und dunkelsten sind. 
Diese bewahrt man im feuchten Sande auf, bis sie gesät werden 
sollen. Dies geschieht am besten im Herbste. Wer eine größere Menge 
Bäume ziehen will, sät die Kerne in ein Gartenbeet und versetzt dann 
die jungen Pflanzen reihenweise in eine Baumschule. 
Tutscheck.
	        
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