fullscreen: Die deutsche Geschichte in Gedichten in chronologischer Ordnung von Anfang bis in die neueste Zeit zur Weckung, Belebung und Erhaltung der Vaterlandsliebe

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Er glaubt dem Heuchler und verzieh, 
Als er vor ihm gebeugt das Knie, 
Und nahm ihn wieder an sein Herz 
Vergessend allen Groll und Schmerz. 
Doch Heinrich voller List und Trug, 
Eilt ihm voran mit seinem Zug, 
Zu Bingen sinnend auf Verrath 
Und gottverdammte Räuberthat. 
Nacht hüllt die Stelle wieder ein, 
Und seine Diener sagen: Nein. 
Da zieht der Kaiser still hinauf 
Und Klopp thut seine Pforte auf, 
Er steigt vom Roß, die Brücke fällt — 
Befangen ist der alte Held. 
Verrath, so seufzt er schmerzerfüllt 
Und hat sein tapfres Schwert enthüllt: 
„Ach, Heinrich, Heinrich““ ruft er laut, 
„Dir hat ein Vaterherz vertraut !““ 
Jetzt hält der Kaiser müd am Thor 
Und Heinrichs Marschall tritt hervor, 
Er beugt das Knie — „Herr euer Sohn 
Entsandte treue Boten schon; 
Gefährlich wär's nach Mainz zu geh'n, 
Eh' dorten eure Freunde steh'n, 
Geliebts euch, weilt auf Klopp die Nacht, 
Bis morgen Kunde wird gebracht.“ 
Der Kaiser nickt — „„ha, saht ihr nicht 
Dort drüben meines Sohns Gesicht?““ 
„Ergebt euch, Herr!“ so tönts umher, 
„Ihr seid nicht länger Kaiser mehr, 
Dem fünften Heinrich schwuren wir, 
Der vierte bleibt gefangen hier.“ 
Da sinkt das Schwert aus seiner Hand, 
Er hat den Blick empor gewandt, 
Und eine Thräne schwer und heiß 
Nollt auf der Erde starres Eis. 
40. Des deutschen Kaisers 
— Heinrichs IV. — Leiche. 
Auf der dunkeln Rheinesinsel, 
Nach dem altergrauten Speier, 
stlingts so seltsam, still und traurig, 
Läutet leis so bange Feier. 
Auf der dunkeln Rheinesinsel 
Liegt die scharfgefällte Eiche, 
Liegt bei heil'ger Kerzenschimmer 
Unsers vierten Heinrichs Leiche. 
dorch! es tönt wie leises Beten, 
Tief aus Mannes Brust entquollen, 
Und am heil'gen Kranz der Kugeln 
Leise, leise niederrollen. 
Uind ein Aug' — ein Aug' in Thränen 
Sah ich hell im Lichte glühen, 
Und zu Kaisers Haupt und Füßen 
Dunkle, frische Blumen blühen. 
Zeh von welcher Haud die Kerzen 
Ernst und stillbesorgt gelichtet; 
Seh ein Antlitz, bleich und edel, 
Auf des Kaisers Haupt gerichtet. 
Freundesliebe! Priesterliebe! 
An des armen Heinrichs Bahre 
Hat der Mönch gewacht, gebetet 
Fünf der baungen, schwere Jahre. 
Liegt von allen da verlassen, 
Wo er stolz und stark gerichtet: 
Ein im Tode noch Verbannter, 
Schwer vom Bannesstrahl vernichtet. 
Stolzer Kaiser, armer Heinrich, 
Ist denn alles dir genommen? 
Ist zum alten todten Kaiser 
Denn nicht einer noch gekommen? 
41. Der Kreuzfahrer. 
Sie knieen auf die Erde, 
Erfüllt von frommer Lust, 
Und heilige Gesänge 
Enthallen ihrer Brust. 
Iud alle schwören wieder 
Mit hohem Glaubensmuth, 
Um's heil'ge Grab zu streiten. 
Wo der Erlöser ruht. 
Ein Schiff durchfleugt die Wogen. 
Und grüßt das heil'ge Land. 
Und tausend Krieger steigen 
Mit Albert (Ritter) an den Strand: 
Er ward gewählt als Führer 
Nach einer heißen Schlacht. 
Wo hundert Saracenen 
Sein Schwert den Tod gebracht.
	        
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