29
Er glaubt dem Heuchler und verzieh,
Als er vor ihm gebeugt das Knie,
Und nahm ihn wieder an sein Herz
Vergessend allen Groll und Schmerz.
Doch Heinrich voller List und Trug,
Eilt ihm voran mit seinem Zug,
Zu Bingen sinnend auf Verrath
Und gottverdammte Räuberthat.
Nacht hüllt die Stelle wieder ein,
Und seine Diener sagen: Nein.
Da zieht der Kaiser still hinauf
Und Klopp thut seine Pforte auf,
Er steigt vom Roß, die Brücke fällt —
Befangen ist der alte Held.
Verrath, so seufzt er schmerzerfüllt
Und hat sein tapfres Schwert enthüllt:
„Ach, Heinrich, Heinrich““ ruft er laut,
„Dir hat ein Vaterherz vertraut !““
Jetzt hält der Kaiser müd am Thor
Und Heinrichs Marschall tritt hervor,
Er beugt das Knie — „Herr euer Sohn
Entsandte treue Boten schon;
Gefährlich wär's nach Mainz zu geh'n,
Eh' dorten eure Freunde steh'n,
Geliebts euch, weilt auf Klopp die Nacht,
Bis morgen Kunde wird gebracht.“
Der Kaiser nickt — „„ha, saht ihr nicht
Dort drüben meines Sohns Gesicht?““
„Ergebt euch, Herr!“ so tönts umher,
„Ihr seid nicht länger Kaiser mehr,
Dem fünften Heinrich schwuren wir,
Der vierte bleibt gefangen hier.“
Da sinkt das Schwert aus seiner Hand,
Er hat den Blick empor gewandt,
Und eine Thräne schwer und heiß
Nollt auf der Erde starres Eis.
40. Des deutschen Kaisers
— Heinrichs IV. — Leiche.
Auf der dunkeln Rheinesinsel,
Nach dem altergrauten Speier,
stlingts so seltsam, still und traurig,
Läutet leis so bange Feier.
Auf der dunkeln Rheinesinsel
Liegt die scharfgefällte Eiche,
Liegt bei heil'ger Kerzenschimmer
Unsers vierten Heinrichs Leiche.
dorch! es tönt wie leises Beten,
Tief aus Mannes Brust entquollen,
Und am heil'gen Kranz der Kugeln
Leise, leise niederrollen.
Uind ein Aug' — ein Aug' in Thränen
Sah ich hell im Lichte glühen,
Und zu Kaisers Haupt und Füßen
Dunkle, frische Blumen blühen.
Zeh von welcher Haud die Kerzen
Ernst und stillbesorgt gelichtet;
Seh ein Antlitz, bleich und edel,
Auf des Kaisers Haupt gerichtet.
Freundesliebe! Priesterliebe!
An des armen Heinrichs Bahre
Hat der Mönch gewacht, gebetet
Fünf der baungen, schwere Jahre.
Liegt von allen da verlassen,
Wo er stolz und stark gerichtet:
Ein im Tode noch Verbannter,
Schwer vom Bannesstrahl vernichtet.
Stolzer Kaiser, armer Heinrich,
Ist denn alles dir genommen?
Ist zum alten todten Kaiser
Denn nicht einer noch gekommen?
41. Der Kreuzfahrer.
Sie knieen auf die Erde,
Erfüllt von frommer Lust,
Und heilige Gesänge
Enthallen ihrer Brust.
Iud alle schwören wieder
Mit hohem Glaubensmuth,
Um's heil'ge Grab zu streiten.
Wo der Erlöser ruht.
Ein Schiff durchfleugt die Wogen.
Und grüßt das heil'ge Land.
Und tausend Krieger steigen
Mit Albert (Ritter) an den Strand:
Er ward gewählt als Führer
Nach einer heißen Schlacht.
Wo hundert Saracenen
Sein Schwert den Tod gebracht.