— 43 —
die sich Kaiser Sigismund gestellt hatte und die er mit
Eifer verfolgte. Mit Mühe setzte er es durch, daß die
Kirchenversammlung auf deutschen Boden und zwar nach
Kostnitz berufen wurde. Hier sollte eine Einheit der Kirche
hergestellt, hier eine durchgreifende Verbesserung derselben
(Reformation an Haupt nnd Gliedern) vorgenommen, endlich
über Johannes Huß entschieden werden. Diesem wurde
durch kaiserliche Geleitsbriefe Sicherheit für seine Person zu¬
gesagt. Von wenigen seiner Anhänger begleitet, begab er sich
nach Kostnitz.
Diese Stadt war lange nicht imstande, die Menge der
Fremden zu fassen. Denn es kamen zahlreiche Würdenträger
der Kirche, Cardinäle, Patriarchen, Erzbischöfe, Bischöse,
Weihbischöse und sonstige hochgestellte Geistliche, zusammen
813 Personen, mit einem Gefolge von 11834 Mann; von
päpstlicher Seite waren 24 Schreiber mit einem Gefolge von
300 Personen erschienen; die Universitäten hatten 2186 Gelehrte
entsandt mit einem Gefolge von 9800 Personen; sonst fanden
sich noch 5300 Priester und Gelehrte ein.
Der Kaiser Sigismund ritt mit einer Leibwache von
1600 Mann ein. Von weltlichen Personen erschienen fünf
Fürstinnen, 9 Herzöge, 32 Fürsten, über 200 Grafen und
Herren, 1500 Ritter mit einem Gefolge^von 20000 Personen.
Es kamen dazu 497 Gesandte von Städten und Staaten;
letztere waren sogar aus Asien und Asrika vertreten. Um
diese Menschenmenge mit ihren Pferden zu beherbergen, war
eine Zeltstadt vor den Thoren aufgeschlagen, welche die Stadt
selbst an Größe bedeutend übertraf. Um die Bedürfnisse so
vieler Personen zu besriedigen, waren zahlreiche Geschäftsleute
anwesend. Geldwechsler (58), Apotheker (damals Material-
waarenhändler, 67), Handwerker (1400), Spielleute (1700).
Dazu kam allerlei Volk, welches für die Belustigung der
Anwesenden sorgen wollte, Tänzer, Gaukler; viel Gesindel,
Männer und Weiber.
Dazu strömte täglich eine Menge Fremder hinzu, von
Neugier getrieben, begierig von diesem außerordentlichen Schau¬
spiele etwas für Auge und Ohr zu erhaschen, um daheim er¬
zählen zu können.
Von den Päpsten war nur Johann XXIII. erschienen,
ein übel berufener Mann, der mit bangen Ahnungen erfüllt
sein mochte über den Ausgang seiner Sache. Die päpstliche
Krone saß unsicher auf seinem Haupte.