Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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„Nun,“ sagte der Vater, „wer hat denn wohl den besten 
Gebrauch von seinem Pfirsich geinacht?“ Da riefen sie alle drei: 
„Das hat Bruder Edmund gethan!“ — Edmund aber schwieg 
still. Und die Mutter umarmte ihn mit einer Thräne im Auge. 
121. Sankt Ohristophorus. 
Wilhelin Smoets.) 
Wo die wilde Welle des Stromes braust, 
Am Ufor ein heidnischer Riese haust. 
Der Goliath war wohl gewesen grolßs, 
Doch gegen den Riesen ein Knäblein bloßs; 
Der Goliath hatte viel böses Blut, 
Dem Heiden im Herzen war's dunkel, doch gut. 
Wer hinüber wollt' über die wilde Well', 
Den setzt' er getrost auf diè Schulter schnell 
Und trug, zur Stütz' einen Eichenbaum, 
10 Den Waudrer hinüber, leicht wie im Traum. 
Da einstmals, als glühend die Sonn' aufging, 
Und der Heid' sein riesiges Frühbstück anfing, 
Ein Knäblein kam, wie der Erühling hold, 
Die Auglein krystallen, die Locken wie Gold; 
15 Das sprach zu dem Riesen: „Mein kleiner Mann, 
Ob er mich hinüber wobl bringen kann?““ 
Des wunderte sich der Heide fast 
Und nahm auf das launige Knäblein in Hast. 
Und als er nun kam in den halben Plub, 
20 Will oder will nicht, er halten mubs; 
Denn es ward ihm im Nacken so schwer, so schwer, 
Ind4 ward ihm schwerer noch immer mehr. 
IM wandt er zum Kinde das Antlitæ sein, 
IUnd das Rind ist geblieben noch ebenso klein; 
25 Doch fũhrt' es nun, sonderbar, Zepter und Kron', 
Denn das Kind war der liebe Gottessohn. 
Ind spricht zu dem Riesen: „Ich kenne dich, 
Dein Meister, dein König, dein Gott bin ichl“ 
Da weint der Riese vor Freud' wie ein Rind, 
80 Und den Heiland hinüber er trägt wie der Wind. 
Und wie er durchwatet die sauselnde Well', 
Das Knäblein entschwunden ihm ist zur Stell'. 
Doch ein Greis im glänzenden Rleid da stand, 
Eine Muschel voll Wassers in seiner Hand. 
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