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Als er das Tier zu Fall gebracht,
Da faßt er erst sein Schwert mit Macht;
Er schwingt es auf des Reiters Kopf,
Haut durch bis auf den Sattelknopf,
Haut auch den Sattel noch in Stücken
Und tief noch in des Pferdes Rücken.
Zur Rechten sieht man, wie zur Linken
Einen halben Türken hinuntersinken.
Da packt die andern kalter Graus;
Sie fliehen in alle Welt hinaus,
Und jedem ist's, als würd' ihm mitten
Durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten. —
Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar,
Die auch zurückgeblieben war;
Die sahen nun mit gutem Bedacht,
Was Arbeit unser Held gemacht.
Von denen hat's der Kaiser vernommen;
Der ließ den Schwaben vor sich kommen.
Er sprach: „Sag an, mein Ritter wert!
Wer hat dich solche Streich' gelehrt?“
Der Held bedacht' sich nicht zu lang:
„Die Streiche sind bei uns im Schwang;
Sie sind bekannt im ganzen Reiche;
Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.“
. Uhland)
78. Konradin, der letzte Hohenslaufe.
Unter dem Sohne Friedrichs II, Konrad IV, und dessen
Gegenkaisern wütete der Kampf zwischen den Hohenstaufen
und Welfen noch eine Zeit lang fort. Da waren endlich
alle Hohenstaufen gestorben bis auf den jungen Konradin,
einen Enkel Friedrichs, der still auf seinen wenigen Stamm—
gütern in Schwaben aufgewachsen war. Seine schönen Länder
in Italien hatte aber ein französischer Herzog geraubt. Diese
wieder zurückzufordern, brach Konradin, erst 16 Jahre alt, mit
seinem Jugendfreunde Friedrich von Baden und 3000 Reitern
1267 nach Italien auf, wo ihn alle Ghibellinen jubelnd
empfingen. Bald entbrannte die Schlacht und die Deutschen