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denn dio Musik ist diesem seine grössto Lust. Jung
und alt kennt kein grösseres Vergnügen als am Peier-
abende zusammenzutreten, ein fein Liedlein zu singen
und Musik zu machen mit Horn und Plöte, Geigen
und Bassen; und äönntest du einmal an Peiertagen
ihr Singen und Musizieren in den Kirchen hören, du
solltest es fürwahr nicht tadeln. ach erinen
Ein grosser Reichtum ruht in den VWaldern Thü—
ringens. Schlanke Tannen und Fichten schauen weit
hinaus in die schöne Welt, und wenn der FPink nicht
mebr schlägt und dio fortziebenden Heidelerehen und
Haubenmeisen spréchen: »Geh mit, mit, mitl« nicken
ihnen die Bäume freundlich »Adele zu. Da kommt
dann der Holzhauer, macht die Riesen los von den
Banden der Erde und der Plösser ladet sie auf den
Rũcken der IIm und Saale und fahrt sio der Elbe zu
oder bringt sio auf der Rodach in den Main und
Rhein, wo sio der Holländer in Empfang nimmt.
Wenn dann der Schiffer über das Meer fährt und der
hohe Mast über den argen Sturmwind seufzt, mögen
beide wohbhl denken;
»In der Heimat ist es schön,
In den WValdern, auf den Höh'n.«
Die aber zu der beschwerlichen Reise untauglich
sind, bleiben 2zu Hause. Einen Teil der Bäume
verkohlt der Köbler in dampfenden Meilern. Anderen
wird das Harz abgekratzt und abgezapft und Pech
und LKienruss daraus bereitet. Und wenn es im
Winter wenig zu verdienen gibt, wird viel Holz zu
Mulden, Stiefelaiebern, Quirlen, Kochlöffeln und aller—
hand Gerätschaften geschnitten. Geschicktere Hände
aber schnitzen die berühmten Sonneberger Waren,
die ihr auf allon Jahrmärkten sebt und von denen
ganze Schiffsladungen selbst übers Meer gehen. Hun—
derte von Eisen-, Stahl- und Zinnwerken, von Porzellan-
und Glasfabrixken werden von dem Holze des Pü—
ringer Waldes gespeist, dals bis tief in die Nacht
hinein dio glutroten Lohen zum schwarzen Himmel
emporqualmeên. Das andere Holz wandert in die vielen