301
ßerdem mußte der Papst einundzwanzig Millionen Livres bezah¬
len und hundert Gemälde, Büsten oder Statuen, nebst 1500
Handschriften nach der Auswahl von Commlssarien, ablicfcrn.
Die Coalition war nun zweier Glieder, der Könige von Sardi¬
nien und Neapel, beraubt, und die französische Republik mit
Millionen baaren Geldes und mit einer Menge unsterblicher Mei¬
sterwerke der alten und neueren Kunst bereichert. Außer Belgien
hatte Oesterreich nun noch Mailand verloren. Nur das unzu¬
gängliche und durch Kriegsbaukunst furchtbare Mantua mußte
noch bezwungen werden. Schon war es blokirt, und zur förmli¬
chen Belagerung traf Bonaparte die nöthigcn Anstalten.
Der Wiener Hof faßte den Entschluß, alle seine Kräfte zur
Rettung Mantua's aufzubieten. An der Spitze einer Armee von
50,000 Mann frischer Truppen brach Wurmser, der den alten
achtzigjährigen Beaulieu abgeldst hatte, aus Tirol auf, durch¬
brach die französische Linie an der Etsch und nöthigte Bonaparte,
die Belagerung von Mantua aufzuhebcn (31. Juli). Dieser
ging dagegen einige Tage darauf den Ocsterreichcrn entgegen,
und schlug sie am 3. und 5. August bei Leon ato und Casti-
glione, ohne jedoch den General Wurmser hindern zu können,
Mantua neu zu proviantiren. Dieser Platz ward nun zum
zweiten Male eingeschlossen, und zum zweiten Male erschien ein
österreichisches Heer zu dessen Entsetzung. Während Bonaparte
den General Davidowich bei Roveredo in die Flucht schlug,
und Massena bis nach Trient vorrückte, marschirtc Wurmser
in aller Eil auf Mantua. Bonaparte aber wandte sich schnell
gegen ihn, schlug ihn in mehreren Gefechten und zwang ihn,
sich mit dem Reste seiner Truppen in die Festung zu werfen.
Der Kö>n'g beider Sicilien und der Herzog von Parma
schloffen hierauf ihren Definitiv-Frieden in Paris ab, und die
Republik Genua Unterzeichnete einen Tractat, wodurch sie we¬
nigstens einen Schein von Unabhängigkeit rettete. Zum dritten
Male versuchte jetzt Oesterreich Mantua zu befreien. Zwei Ar¬
meecorps, unter den Befehlen der Generale Alvinzi und Davi¬
dowich, brachen aus Friaul und Tirol hervor. Bonaparte
rückte dem ersten entgegen und überwand es in der mörderischen
Schlacht bei Arcóle; sogleich wandte er sich gegen das zweite
und trieb cs bis nach Tirol zurück.
/