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IV. Zur Keimatskunde.
l. Aus längst vergangenen Tagen deutscher Geschichte.
1. Wie es vormals in Deutschland ausgesehen hat.
Die alten Deutschen zu Christi Zeiten führten ein ganz anderes
Leben als wir. und in damaliger Zeit sah es in Deutschland ganz
anders aus als jetzt. Da gab es keine Städte mit steinernen
Häusern, Kirchen und Palästen, mit Kaufläden und Schaufenstern
voll fremder Waren und künstlicher Arbeiten; da prangten keine
zierlichen Gärten und ausgedehnten Fruchtfelder; da ertönte kein
Glockengeläut von christlichen Gotteshäusern, kein lieblicher Gesang
aus Schulstuben. Kurz, es war ganz anders. Wie sah es aber
damals aus?
Dort am Abhange des Hügels liegt eine einfache Hütte im
Schatten mächtiger Eichen. Sie ist aus Pfählen und Lehmwerk
kunstlos zusammengefügt, von außen bunt bemalt und mit Stroh
oder Rohr gedeckt. Einige Öffnungen in der Wand sind Fenster
und Schornstein zugleich. Um die ärmliche Wohnung ist eine gras¬
reiche Wiese. Da weiden kleine, aber kräftige Pferde und milch¬
reiche Rinder. Im weitern Umkreise aber siehst du nichts als Wald
und wieder Wald voll Sumpf und Morast. Da hausen Auerochsen.
Bären und Wölfe; da bereiten zahlreiche Schwärme wilder Bienen
reiche Honigvorräte; da gibt's allerhand Beeren und wilde Baum-
früchte. Kleinere Strecken urbares Land unterbrechen den Urwald
und die üppigen Waldwicsen; aber es wächst hier nicht viel mehr
als Gerste und Hafer. — Drunten im Tale am Waldessäume und
am fischreichen Bache liegt noch eine Hütte, von einem Hofe und
Graben umgeben; drin im dunkeln Walde auf der kleinen Wiese
«ine dritte und so in größerer oder kleinerer Entfernung von¬
einander noch viele andere. Selten finden wir einige Wohnungen
nahe beisammen.
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