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Nach Westen schaut man in die Vogesen, nach Südosten in die
Gegend um Hagenau; nach Süden erblickt man Buchsweiler und
in weiter Ferne auch das Münster von Straßburg.
Das alte Schloß Lichtenberg ist nicht mehr da; man hat es im
vorigen Jahrhundert in eine Festung verwandelt. Am Fuße des
Berges liegt ein Dorf, das auch Lichtenberg heißt. Die alten Leute
dort wissen wohl noch mancherlei vom Schloß, namentlich von der
„Hölle" zu erzählen. So nannte man das Schloßgefängnis-
Einer der Grafen, so erzählt die Sage, sperrte seinen Bruder, mit
dem er in Streit lebte, hier ein und wollte ihn verdursten lassen.
Der arme Gefangene bekam deshalb wohl Brot, aber kein Wasser
in das Gefängnis. Da entdeckte er, daß an einer Stelle Wasser-
tropfen durch die Felswand sickerten. Mit diesen feuchtete er das
Brot, und so erhielt er lange Zeit sein Leben. Da ließ der unbarm¬
herzige Bruder das Gefängnis mit einer Bretterwand versehen, so
daß der Arme elendiglich umkommen mußte. Aber bald quälte das
böse Gewissen den Brudermörder. Eines Tages stürzte er sich in
den Abgrund.
Von den Herren von Lichtenberg ist auch manches Gute zu er¬
zählen. Einer derselben gründete im Anfange des 16. Jahrhunderts
ein großes Hospital für Arme und Kranke in Buchsweiler; ein
anderer stiftete zu Anfang des 17. Jahrhunderts das Gymnasium
daselbst. Die Schule hatte einen guten Ruf, so daß Zöglinge von
weither dieselbe besuchten.
Heute ist in Buchsweiler von dem Herrensitz der Grafen nicht
mehr viel zu sehen. Das Schloß ist zerstört; die schöne Orangerie
desselben machte Kaiser Napoleon I. der Stadt Straßburg zum
Geschenk.
E. Förstir.
17. Lus äsr vmgsgsad von Zabera.
Von Zabern nach Lothringen führt eine Straße, die man
die „Zaberner Steige“ nennt. Sie ist auf schroffe Felsen
gemauert und so breit, daß drei Wagen nebeneinander Platz
haben. An beiden Seiten befindet sich ein Steg für die Fu߬
gänger. Auf der Höhe der Steige, nicht weit von der Grenze
zwischen Elsaß und Lothringen, kommt man an einen steilen
Felsen mit einer Grotte. Diese Stelle heißt „der Karls-
sprung“ nach einem Prinzen Karl von Lothringen. Man sagt,