Full text: Lesebuch für die Mittelklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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Und wenn die Sturmglock’ einst erschallt, 
Manch’Feuer auf den Bergen wallt, 
Dann steig’ ich nieder, tret’ in’s Glied 
Und schwing mein Schwert und sing’ mein Lied r 
Ich bin der Knab’ vom Berge ! 
Uhlanä. 
32. Rudolf von Habsburg. 
Im Jahre 1273 wurde Rudolf von Habsburg zum Herrn 
des deutschen Reiches erwählt. Das erweckte überall grosse 
Freude und besonders im Eisass; denn Rudolf war Landgraf im 
Obereisass und überall durch seine Güte und Tapferkeit bekannt. 
In der Mitte des Monats October zog er mit seinem Gefolge in 
Strassburg ein, um hier Hof zu halten. Das waren hohe Festtage 
für Gross und Klein, für das Volk und die Edlen. Die Stadt 
brachte ihrem Gebieter schöne Gaben als Gastgeschenke dar: 
sechzehn Fuder köstlichen Wein, vieles Getreide und Schlacht¬ 
vieh, ganze Tonnen voll prächtiger Rheinfische und 2000 Gulden 
in baarer Münze. Und als Rudolf rheinabwärts fuhr zur Krönung 
nach Aachen, da gaben ihm vier stattliche Schiffe das Ehren¬ 
geleit; auch schloss sich eine grosse. Schaar junger Edelleute 
dem Krönungszuge an. 
Nicht lange nachher zog auch des Königs Gemahlin Anna 
nach Aachen, um gleichzeitig mit Rudolf gekrönt zu werden. 
Auf ihrer Reise durch das Eisass empfing sie überall schöne 
Beweise der Achtung und Liebe. Mülhausen, Colmar und Strass¬ 
burg brachten reiche Spenden dar. Strassburg schenkte der 
hohen Frau sechzig Fass Edelwein. 
Rudolf war ein Freund muntern Scherzes und machte bis¬ 
weilen selbst ein Spässchen. Einmal wurde er von einem Bettler 
mit den Worten angeredet: « Bruder Rudolf, beschenke doch 
auch einen armen Mann mit einer kleinen Gabe!» — «Seit wann 
sind wir denn Brüder? » fragte ihn der Kaiser, dem diese Anrede 
von einem Bettler etwas Neues war. « Ei,» antwortete der Arme, 
«sind wir denn nicht alle Brüder von Adam her?» — «Du hast 
« Recht,» sprach Rudolf, « ich dachte nur nicht gleich daran, 
und mit diesen Worten langte er in die Tasche und drückte ihm 
einen Pfennig in die Hand. « Aber ein Pfennig ist doch für einen 
Kaiser gar zu wenig,» sagte de Bettler. «Was, r entgegnete Ru¬ 
dolf, « zu wenig? Freund, wenn dir alle deine Brüder von Adam 
her so viel schenkten, als ich, so würdest du bald der reichste
	        
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