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27. Das HZienchen iw Arnölinge. 
Es war Frühling geworden. Die Sonne hatte den Schnee von 
den Bergen wcggeschmolzen, die grünen Grasspitzen kamen aus den 
welken Halmen hervor, die Knospen der Bäume brachen auf und 
ließen schon die jungen Blättchen durchscheinen. Da wachte das Bien¬ 
chen aus seinem tiefen Schlafe auf, worin cs den ganzen Winter 
gelegen hatte. Es rieb sich die Augen und weckte seine Kameraden, 
und sie öffneten die Thür und sahen, ob Eis und Schnee fortgegan¬ 
gen wären. Und siehe, es war überall heller und warmer Sonnenschein. 
Da schlüpften sie heraus ans dem Bienenkörbe, putzten ihre Flügel 
ab und versuchten wieder zu fliegen. Sie kamen zum Apfelbaum und 
fragten: „Hast du nichts für die hungrigen Bienen? Wir haben den 
ganzen Winter nichts Frisches gegessen." Der Apfelbaum sagte: „Nein, 
ihr kommt zu frühe zu mir; meine Blüthen stecken noch in der 
Knospe, und sonst habe ich nichts. Geht hin zu der Kirsche!" Da 
flogen sie zu dem Kirschbaum und sagten: „Lieber Kirschbaum, hast 
du keine Blüthen für uns Bienen?" Der Kirschbaum antwortete: 
„Kommt morgen wieder, heute sind meine Blüthen noch alle ge¬ 
schlossen. Wenn sie offen sind, sollt ihr willkommen sein." Da flogen 
sie zu der Tulpe; die hatte zwar eine große farbige Blume, aber cs war 
weder Wohlgeruch noch Süßigkeit darin, die Bienchen konnten keinen 
Honig finden. Da wollten sie schon wieder traurig und hungrig zu¬ 
rückkehren, als sie ein dunkelblaues Blümchen an der Hecke stehen 
sahen. Es war das Veilchen, das wartete ganz bescheiden, bis die 
Bienchen kamen; dann aber öffnete cs ihnen seinen Kelch, der war 
voll Wohlgeruch und voll Süßigkeit, und die Bienchen sättigten sich 
und brachten noch Honig mit nach Hanse. 
Lesebuch vo» Lüben und Nucke. 
28. Das Schneeglöckchen. 
Das erste Blümlein, welches im Frühlinge aus der Erde her¬ 
vordringt, ist das Schneeglöckchen. Wenn noch alle übrigen Blumen 
schlafen, dann zeigt es sich schon in voller Blüthe. Die Menschen 
freuen sich über die zarten, weißen Glöckchen; das Blümchen selbst 
aber scheint zu trauern, denn tief läßt es sein Köpfchen hängen. Wenn