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6. Das Wagstück ist gelungen. Halb kletternd, halb gezogen
Fommt der von Wasser triefende, von der Rälte fast erstarrte Lotse
an Bord. Aber keinen Augenblick Rube gibt es für ihn. Scehweren
Sehrittes ssteigt er zur Kommandobrücke empor. Ein stummer, kraft-
oller Händedruck begrübßt ihn dort als Dank und WVillkommen.
Kaum ein Wort vird gewechselt; der stete Kampf mit den Mementen,
der beständige Blick in den offenen Rachen des Todes macht diese
Helden versculossen und schweigsam. Nur wenige Augenblicke dauert
os noch, da tönt schon die dröhnende Stimme des Lotsen übers Deck
und gibt die nötigen Befehle. Verschwunden ist alle Prmattung der
Schifssmannschaft Gewandt huschen die kräftigen, geschmeidigen
Burochen an den Strickleitern empor zur schwankenden, sturmumtobten
Hõhe. Prasselnd fliegen die schweren Rahen herum, ein Druck
auf das Steuerrad, und das Schiff schlügt unter der kundigen Pührung
des Lotsen den Kurs ein, der es aus aller Gefahr heraus in den
ichern Hafen hineinbringen wird. Der Held dort oben auf der
Brucke, der unter Darangabe seines eigenen Lebens Schiff und Be-⸗
satzung vor dem sichern Verderben rettete, blickt rubig auf den
Kompab und steuert mit sicherer Hand das Schiff dem Ziel entgegen.
Pr érwartet kein Lob, keinen Orden; er hat nur seine Pflicht
erfüllt.
Gustavy Adolf PBrdmann. Dabeim.)
100. Nis Randers.
Rrachen und Heulen und berstende Nacht,
Dunkel und Flammen in rasender Jagd. —
Ein Schrei durch die Brandung!
2. Und brennt der Himmel, so sieht man's gut:
Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut;
gleich holt sich's der Abgrund.
3. Nis Randers lugt, — und ohne Hast
spricht er: „Da hängt noch ein Mann im Mast,
wir müssen ihn holen.“
Da fabt ihn die NMutter: „Du steigst mir nicht einl
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein;
ich will's, deine Mutter!
5. Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn;
drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
mein Uwe, mein Uwe!“