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er noch mit verlöschendem Ohr, wie sie um ihn beten: „Gegrüßet seist
du, Maria“, und wenn er tot ist, so beten die frommen Verwandten und
Nachbarsleute noch diesen Gruß um seine Leiche herum; sie beten im
Rosenkranz, wenn sie ihn zu Grabe tragen; „Gegrüßet seist du, Maria“.
Und so wird man beten, solange die katholische Kirche steht, d. h. bis ans
Ende der Welt. Und wenn schon das Weltgebäude aus seinen Angeln
gehen will, und das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheint,
n die Menschen voll Bangen und Verzweiflung rufen werden: Fallet
über uns, ihr Berge, decket uns, ihr Hügel!“ auch da wird man aus dem
Munde von zahllosen frommen Christen noch die Worte hören: „Gegrüßet
seist du, Maria“.
Wer muß denn die sein, die so vielmal gegrüßt wird, als Blätter
im Wald, als Gräser auf der Flur, als Tautropfen an den Gräsern sind,
oder als Schneeflocken im ganzen langen Winter über die weite Erde
hingestreut werden?
Gott selbst sandte den höchsten Himmelsfürsten, der vor dem Throne
Gottes steht, den Engel Gabriel, zu Maria und ließ sie grüßen mit dem
Gruß, mit dem wir sie auch grüßen: „Gegrüßet seist du, Maria“. Das
ist noch keinem Weibe begegnet, daß ihr Gott einen Engel geschickt hätte.
Und selbst dem heiligsten Manne erwies Gott nie solche Ehre, daß Gott
ihn grüßen ließ. So hat Gott also noch keinem Menschen solche große,
außerordentliche Ehre erwiesen wie der Jungfrau Maria; denn sie ist es,
durch welche er den Heiland Jesum Christum der Welt gegeben hat.
Alban Stolz. Gesammelte Werle.)
105. Die Kreuzschau.
. Der Pulger, der die Höhen Uberstiegen,
sab jenseits schon das ausgespannte Tal
in Abendglut vor seinen Füben lLegen.
2. Aut duft'ges Gras, im milden Sonnenstrabl
streckt' er ermattet sioh zur Rube nieder,
hdem er seinem schöpfer sieh befabl.
3. Ihm fielen zu die matten Augenlider;
doch seinen wachen Geist enthob ein Traum
der ird'schen Hulle seiner trãgen Gliedev.
Der Schild der Sonne ward im Himmelsraum
zu Gottes Angesicht, das Firmament
zu seinem Kleid, das Land zu dessen Saum.
„Du wirst dem, dessen Herz dich Vater nennt,
nieht, Herr, im Zorn entziehen deinen Frieden,
wenn seine Sehwãächen er vor dir bekenntl