Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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Edeln, obschon sein inneres Wesen immer das der Katze bleibt. Ihm 
gegenüber ist die Löwin im Nachteil. Die Mähne, das Zeichen der 
Kraft, fehlt ihr; dagegen treten die kurzen, spitzen Ohren um so katzen 
artiger an dem nackten Kopfe hervor. Der ganze Vorderkörper büßt 
hierdurch das schöne und stattliche Ansehen ein; die Brust verläuft 
schmaler in den Hinterkörper; der ganze Leib ist schlanker, schwächlicher 
um ein volles Drittel kleiner. 
So in das Äußere dessen, den man den Wüstenkönig nennt. In 
der That ist die Wuste sein Reich, aber nicht das weite Sandmeen 
derselben, sondern ihre Oasen, Thäler, Hügel und Büsche sind seint 
Wohnstlten. Wo das Thermometer nicht unter — 10) herabsinkt, d 
gedeiht der Löwe am besten. Darum ist Afrika, besonders Tripolis 
seine eigentliche Heimat. Die waldreichsten Schluchten sind hier seine 
Lieblingsorte; denn er liebt es, am Tage zu schlafen und des Nachs 
zu jagen. Auch hieran erkennen wir die Katze wieder, und der schlafende 
Löwe gleicht seiner schlichten Verwandten völlig. 
Ein Kenner des Löwen und seiner Geschichte veranschlagt die 
Kosten für seinen Unterhalt nach dem Preise des den Viehherden 
gefügten Schadens auf jährlich 4500 Mark. Mithin würde jeder 
Wwe, bessen Alter sich durchschnitilich auf 30 bis 40 Jahre beläuf 
in 30 Jahren dem Lande 135000 Mark gekostet haben. Man mu 
sestehen, daß der Wüstenkönig einen fürstüchen Tisch führt. Freilich 
durfen wir dabei nicht vergessen, daß ihn ein Heer von Schmarotzern 
begleitet, für die er jagt und übrig läßt. Diesen Hofstaat bilden vor 
züglich Schakale und Hyänen. In ehrerbietiger Stille folgen sie von 
weltem und harren, was der königliche Herr ihnen lassen wird. Abel 
der Wüstenkönig würdigt diese unsaubere Gesellschaft, deren Gefräßig 
keit er zu kennen scheint, niemals eines Blickes. Sich selbst genug 
wiegt er gesättigt den Kopf hin und her und verabscheut es als 
Kahe, mit den im vollen Sinne des Wortes hündischen Schmarotzern 
zu verkehren. 
Diesem Selbstgefühle entspricht es, daß er den Kampf selbs 
mit dem durch List und Waffe so furchtbaren Menschen nicht un 
Luhn bietet er dem Gegner die Stirn. Furchtbar glühend wird sei 
Blick, wenn er angegriffen oder verwundet ist. Mit weit aufgerissenen 
Rachen, das furchtbare Gebiß drohend gerichtet, mit struppiger Mihn 
und zornigem Schweifwerfen steht er dem Gegner gegenüber. Weh⸗ 
bdiesemn, wenn er den Augenblick vorüber ließ, in welchem der T 
den Angriff erwartend, die Strecke zwischen sich und seinem Gegne 
zum Sprunge mißt; wehe ihm, wenn die Kugel fehltel So furchtbat
	        
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