354 —
Edeln, obschon sein inneres Wesen immer das der Katze bleibt. Ihm
gegenüber ist die Löwin im Nachteil. Die Mähne, das Zeichen der
Kraft, fehlt ihr; dagegen treten die kurzen, spitzen Ohren um so katzen
artiger an dem nackten Kopfe hervor. Der ganze Vorderkörper büßt
hierdurch das schöne und stattliche Ansehen ein; die Brust verläuft
schmaler in den Hinterkörper; der ganze Leib ist schlanker, schwächlicher
um ein volles Drittel kleiner.
So in das Äußere dessen, den man den Wüstenkönig nennt. In
der That ist die Wuste sein Reich, aber nicht das weite Sandmeen
derselben, sondern ihre Oasen, Thäler, Hügel und Büsche sind seint
Wohnstlten. Wo das Thermometer nicht unter — 10) herabsinkt, d
gedeiht der Löwe am besten. Darum ist Afrika, besonders Tripolis
seine eigentliche Heimat. Die waldreichsten Schluchten sind hier seine
Lieblingsorte; denn er liebt es, am Tage zu schlafen und des Nachs
zu jagen. Auch hieran erkennen wir die Katze wieder, und der schlafende
Löwe gleicht seiner schlichten Verwandten völlig.
Ein Kenner des Löwen und seiner Geschichte veranschlagt die
Kosten für seinen Unterhalt nach dem Preise des den Viehherden
gefügten Schadens auf jährlich 4500 Mark. Mithin würde jeder
Wwe, bessen Alter sich durchschnitilich auf 30 bis 40 Jahre beläuf
in 30 Jahren dem Lande 135000 Mark gekostet haben. Man mu
sestehen, daß der Wüstenkönig einen fürstüchen Tisch führt. Freilich
durfen wir dabei nicht vergessen, daß ihn ein Heer von Schmarotzern
begleitet, für die er jagt und übrig läßt. Diesen Hofstaat bilden vor
züglich Schakale und Hyänen. In ehrerbietiger Stille folgen sie von
weltem und harren, was der königliche Herr ihnen lassen wird. Abel
der Wüstenkönig würdigt diese unsaubere Gesellschaft, deren Gefräßig
keit er zu kennen scheint, niemals eines Blickes. Sich selbst genug
wiegt er gesättigt den Kopf hin und her und verabscheut es als
Kahe, mit den im vollen Sinne des Wortes hündischen Schmarotzern
zu verkehren.
Diesem Selbstgefühle entspricht es, daß er den Kampf selbs
mit dem durch List und Waffe so furchtbaren Menschen nicht un
Luhn bietet er dem Gegner die Stirn. Furchtbar glühend wird sei
Blick, wenn er angegriffen oder verwundet ist. Mit weit aufgerissenen
Rachen, das furchtbare Gebiß drohend gerichtet, mit struppiger Mihn
und zornigem Schweifwerfen steht er dem Gegner gegenüber. Weh⸗
bdiesemn, wenn er den Augenblick vorüber ließ, in welchem der T
den Angriff erwartend, die Strecke zwischen sich und seinem Gegne
zum Sprunge mißt; wehe ihm, wenn die Kugel fehltel So furchtbat