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148. Ein geistlich Abendlied.
1. Es ist so still geworden,
verrauscht des Abends Wehn;
nun hört man allerorken
der Engel Füße gehn.
kings in die Tale senket
sich Finsternis mit Macht,
wirf ab, Herz, was dich kränket
ur) was dir bange macht!
„s ruht die Welt im Schweigen;
iht ,n rarbei,
stumm iuter Sreude Reigen,
und stumm iyr Schmerzensschrei.
hat Rosen sie geschenket,
hat Dornen sie gebracht, —
wirf ab, Herz, was dich kränket
und was dir bange macht!
3. Und hast du hent gefehlet,
o schaue nicht zurüch
Empfinde dich beseelel
von freier Gnade Glück!
Auch des Verirrtken denket
der Lirt auf hoher Wacht,
wirf ab, Herz, was dich kränket
und was dir bange macht!
Iun stehn im Himmelskreise
a eern' in Majestät;
in gleichem, festem Gleise
der goldne Wagen geht.
Und gleich den Sternen lenket
er deinen Weg durch Nacht, —
wirf ab, Herz, was dich kränket
und was dir bange macht!
Gottfried Rinkel.
149. Vorfrühling.
1. Fs fällk die Abenddämm'rung
vom Himmel nebelnd und weich,
der lauke Tag verstummet,
einem müden Kinde gleich.
2. Aur unsichtbar hernieder
vom Wipfel im leexen Hag
durch raschelnde Bläkker des Vorjahrs
ruft einer Drossel Schlag.
3. Die Volke löst sich rieselnd
in Zropfen feucht und sacht,
auf einsamem Wege befällk mich
die dunkelnd einsame Nachk.
Air aber ist süß und sonnig
von Träumen die Zeele bewegt,
wie selig vor seinem Geburkskag
ein Kind zum Schlafen sich legk.
Wilhelm Jensen.
150. Ausfahrt.
1. Berggipfel erglühen,
Waldwipfel erblühen,
vom Lenzhauch geschwellt;
Zugvogel mit Singen
erhebt seine Schwingen;
ich fahr' in die Welt!
2. Mir ist zum Geleite
in lichtgoldnem Kleide
Frau Sonne bestellt;
sie wirft meinen Schatten
auf blumige Matten;
ich fahr' in die Welt!