4 Eduard Mörike.
6. Und wieder sprengt er in den Kampf.
„Du hast dich lange nicht geletzt,
Schwert Etzels, an des Blutes Dampf!
Drum freue dich und trinke jetzt!“
7. Er schwingt es weit, er mäht und mäht,
und Etzels Schwert, es schwelgt und trinkt,
bis müd' die Sonne niedergeht
und hinter rote Wolken sinkt.
8. Als längst er schon im Mondlicht braust,
wird ihm der Arm vom Schlagen matt,
er frägt das Schwert in seiner Faust:
„Schwert Etzels, bist noch nicht du satt?
9. Laß ab! Heut ist genug getan!“ —
Doch weh, es weiß von keiner Rast,
es hebt ein neues Morden an
und trifft und frißt, was es erfaßt.
10. „Laß ab!“ Es zuckt in grauser Lust,
der Ritter stürzt mit seinem Pferd,
und jubelnd sticht ihn durch die Brust
des Hunnen unersättlich Schwert.
Eduard Mörike
geb. den 8. September 1804 in Ludwigsburg, gest. den 4. Juni 1875 in Stuttgart.
Am Mitternacht.
1. Bedächtig stieg die Nacht ins Land,
lehnt träumend an der Berge Wand,
ihr Auge sieht die goldne Wage nun
der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn.
Und kecker rauschen die Quellen hervor,
sie singen der Mutter der Nacht ins Ohr
vom Tage,
vom heute gewesenen Tage.
2. Das uralt alte Schlummerlied,
sie achtet's nicht, sie ist es müd',