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er uns zu, während die andre uns ewig unsichtbar bleibt. Der Mond
ist viel gebirgiger als die Erde, und seine Berge sind verhältnismäßig
höher als die irdischen. Die großen, dunkeln Flecken des Mondes, die
man zum Teil mit bloßem Auge bemerkt, sind Tiefebenen. Die Mond—
gebirge haben mit denen der Erde indes wenig Ähnlichkeit. Sie erscheinen
meistens als ringförmige Wälle, die jähe Abgründe von zwei bis zwölf
Meilen Durchmesser umschließen. Nach außen verlaufen diese Wälle all—
mählich mit geringer Neigung in die Ebene. Es sind erloschene Vulkane,
und sie bezeugen, daß der Mond ebenso wie unsre Erde früher eine
feurige, geschmolzene Masse war, die allmählich von außen her erkaltete.
Die Dämpfe im Innern trieben die erstarrte Kruste zu mannigfachen
Blasen auf, die bei ihrem Zerspringen die kreisförmigen Wallgebirge
zurückließen. Auch jetzt beobachtet man noch auf dem Monde sfeuer—
speiende Berge.
Zweierlei aber fehlt dem Monde, ohne das uns kein lebendes Wesen 15
denkbar ist: das Wasser und die Luft. Daher erblickt man dort nirgends
grüne Wälder und Wiesen oder schneebedeckte Berge oder einen Meeres—
spiegel. Nie schwebt ein Vogel über den ungeheuern Ebenen dahin, nie
unterbricht der Schall der menschlichen Rede die ewige Stille, nichts
Lebendiges lebt dort.
2. Alle beleuchteten Körper werfen einen Schatten, so auch Erde
und Mond. So oft der Mond bei seinem Umlauf um die Erde in
deren Schatten tritt, wird er verdunkelt, und es entsteht eine Mond—
finsternis. Tritt dagegen der Mond zwischen Sonne und Erde, so daß
der Schatten des Mondes auf die Erde fällt, so entsteht eine Sonnen—
finsternis. Der Eindruck, den bei einer vollständigen (totalen) Sonnen—
finsternis das plötzliche Verschwinden des Sonnenlichts auf alle Geschöpfe
macht, ist ein gewaltiger. Die Vögel flattern unruhig umher und suchen
ihre Nester auf, die Hunde heulen, andre Tiere rücken ängstlich zusammen
und suchen sich zu verbergen, die Ameisen halten in ihrer Arbeit stille, 30
die Nachtblumen öffnen ihre Kronen, und manche Pflanzen senken ihre
Blätter. Wenn man auf einem Berge steht, so sieht man den Schatten—
kegel des Mondes mit rasender Geschwindigkeit herankommen, und das
Gefühl, als ob ein ungeheurer Rauch über die Erde hinstürme, erfüllt
die Zuschauer mit Bangigkeit. Es wird Nacht, so daß man ohne Licht 35
nicht sehen kann. An der Stelle der Sonne erscheint ein schwarzer, runder
Fleck, umgeben von einer glänzenden Lichtkrone.
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1. Außer unsrer Erde umkreisen die Sonne noch andre Wandel—
sterne oder Planeten. Der Himmelskörper, der der Sonne am nächsten 40
seine Bahn durchläuft, heißt Merkur. Es folgen dann Venus, Mars,
Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun. Alle diese Himmelskörper sind der