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232 Wilhelm I., der Gründer des norddeutschen Bundes.
von der Lausitz her über Zittau in Böhmen ein, während die zweite !
Armee aus der Grafschaft Glatz und von Landeshui aus die Grenze
überschritt, und die Elharmee von Dresden her kam.
Angesichts aber der Schlachten, welche bevorstanden, feierten die |
Truppen das heilige Abendmahl, Offiziere und Gemeine, und bereiteten
sich durch dies Versöhnungsmahl auf den Tod vor. Gestärkt durch den |
Leib und das Blut unseres Herrn und Heilandes und im Glauben, daß
Gott um Christi willen sie zu Gnaden annehmen werde, gingen sie nun
muthig und getrost dem Schlachteugewühl entgegen. Tausende von
Briefen flogen nach der fernen Heimath mit Äbschiedsgrüßen. Viele
von ihnen sind auch leider die letzten Liebeszeichen für die Angehörigen
gewesen. Aber dabei ging es frisch mit Soldatenmuth und brennendem
Verlangen vorwärts, und durch die Reihen erscholl gar manchmal das
Reiterlied:
Morgenroth, Morgenroth, leuchtest mir zum frühen Tod rc.
3. Vom 26. Juni ab war bei dem Prinzen Friedrich Karl jeder
Tag ein Siegestag. Am 29. Juni stand er schon bei Gitschin. Hier
kam es zu einem sehr blutigen Kampfe. Oesterreicher und Sachsen
hatten den Schloßberg besetzt und vertheidigten ihn mit äußerster Tapfer¬
keit. Endlich Abends l 1 Uhr war die Stadt genommen. Die Sach¬
sen und Oesterreicher wichen nach der Festung Königgrätz zurück, und
dem Prinzen Friedrich Karl lag der Weg zur Vereinigung mit des
Kronprinzen Armee offen.
Während dessen war dieser nicht minder siegreich vorgedrungen. Er
hatte bei Nachod, Skalitz u. s. w. gesiegt.
Nun konnte sich die zweite Armee mit der ersten Armee vereinigen.
Es waren in diesen siegreichen Gefechten und Schlachten der beiden
Armeen viele Tausende Oesterreicher und Sachsen gefangen genommen
worden, welche in preußische Festungen gebracht wurden. Dazu war
eine große Menge von Kanonen, Fahnen, Wagen, Munition und Pro¬
viant erheutet.
Die Soldaten folgten mit größtem Vertrauen ihren einsichtsvollen .
und entschlossenen Führern. Dazu kam, daß sie mit dem Zündnadel- *
gewehr den Feinden überlegen waren. Denn wenn diese Bajonnetan-
griffe machten oder von ihrer Reiterei Attaquen ausführen ließen, so
konnten sie damit an die preußischen Reihen gar nicht einmal herankom¬
men. Diese brauchten nur einige Salven zu geben, so war das Feld
wie mit weißen Uniformen besät. Daher hatten die Oesterreicher allen
Muth verloren; sie wollten nicht niehr Stand halten. Als nun so eine
Woche lang Tag für Tag Sieg auf Sieg von Böhmen her in Preußen
gemeldet wurde, als namentlich die Siegesbotschaft von Gitschin nach
Berlin gelangte, da erfaßte alles Volk ein solcher Jubel, daß sich die
Stadt wie im Nu in Fahnenschmuck kleidete. Vor dem Palast des
Königs ertönte tausendstimmiger Jubelruf. Se. Majestät erschien auf
dem Balkon und sagte zu der versammelten Menge: „Ich weiß, Ihre
Freude kommt von Herzen, und thut Meinem Herzen wohl. Gott