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Europa. Churhessen ober baS Churfürstenthum Hessen.
HalS; bas Mieber blau mit kurzen, reich besetzten Aermeln, barüber noch eine schwarze Schnür,
brüst ohne Aermel, vorn ein golb- ober stlbergesticktes Bruststück; 8— 10 kurze, nur bis zum
Knie reichenbe Rocke, alU unten mit Banb besetzt, nach Innen immer länger, so baß man sic
alle, als Zeichen bei großem obcr geringern Wohlhabenheit, sehen kann; der oberste Rock von
schwarzem Zeug, leinene Strümpfe mit Baumwollzwickel, hohe Klotzschuhe. Einfach ist bis
Kleibung ber Fulbaer, bie ein grüner ober blauer Rock, eine Pubeimütze ober ein breit,
ranbiger Hut bilbet.
§.9. Die Bevölkerung 1821: 578,501, c. 780,000(5., auf CÄ4432 Qr.,
bie Bevölkerungszunahme in 3 Jahren war 1837 fast 5'/4, 1840: 4, 1846 etwas
über 1 %. Die Volksdichtigkeit am größten im Kreise Hanau mit c. 9400, im Kreise
Kassel mit 8700, Schmalkalden hat 5062, Fulda 4760, Schaumburg 4500, Ober-
Hessen nur etwas über 3301! auf H4M.; unter den deutschen Staaten der 16te seiner
Volksdichtigkeit nach. Etwas über J/4 der Bevölkerung gehört in 62 Städten der
städtischen, etwas weniger als 3/4 der ländlichen Bevölkerung an; unter den Städten
haben 4, Liebenau, Trendelburg, Niedenstein, Sachsenhagen unter, 7 über 5000 E.,
von den l7 Marktflecken, 1306 Dörfern besitzen nur 59 über 1000 E.; im Ganzen
über 100,000 Wohngebäude.
§. 10. Churhessen ist vorherrschend Ackerbau treibendes Land; !/3 der Boden¬
fläche ist waldbedeckt, die Provinz Niederhessen hat 692,586, Oberhessen 358,123,
Fulda 312.878, Hanau 214,476 Morgen Land. In Niederhessen sind die ausge¬
dehntesten Waldungen der Reinhards-, der Habichts-, der Kauffunger-, der Söhr-,
der Riedwald, in Obcrhessen der Burgwald, der Lahnberg, die Hainischen Waldungen
und der Knüll, im Hersfeldischen der Seuling, im Hanauischen der Bülau, der Geln-
häuser Forst und der Spessart, die größte Hälfte ist Staatswaldung, der jährliche Holz¬
ertrag 352,000 Klaftern. 2j5 der Oberfläche, fast 4'/2 Mill. hessische Acker, sind
Pflugland, über '/2 Mill. Acker sind Garten-, Weiden-, Wiesen- und Weinland.
Getreide aller Art, Weizen, Spelz und Mais besonders im Hanauischen, Hafer vor¬
züglich in den rauhern Berggegenden, Kartoffeln erst seit der Mitte des vorigen Jahr¬
hunderts im Großen gebaut, jetzt überall, in vielen Gegenden das ausschließliche Nah¬
rungsmittel Gemüse besonders um Kassel und Hanau; der Obstbau vorzüglich im
Hanauischen, auch zur Obstweinbereitung, und im Werrathal besonders bei Witzen-
hausen, an beiden Orten auch Weinbau mit Erfolg; Flachsbau auf der höchsten
Stufe im Lande im Kreise Schaumburg, ferner in den Kreisen Hofgeismar, Wolf¬
hagen, Fritzlar, Homberg, Zicgenhain, Melsungen, Rotenburg und theilweis Kassel,
auch in Hcrsfeld, Hünfeld, Fulda; Hanf nur in wenigen Gegenden; Hopfen bau
wurde vor dem 30jährigen Kriege in großer Ausdehnung betrieben, jetzt unbedeutend,
ausgedehnter der Tabakbau, am meisten im Werrathal. — Das Berg- und Hüt¬
tenwesen liefert 11 — 1200 Ctr. Kupfer aus der Hütte bei Richelsdorf, die Eisen-
Erze zu Hohenkirchen, Burguffeln, Simmershausen, Holzhausen, Mardorf, Ober¬
möllrich, Hadamar, Gudensberg, im Kellerwald und Biebergrund, in 5 Hütten- und
9 Hammerwerken verarbeitet (churfürstl. zu Holzhausen, Veckershagen, Lippoldsberg,
Neubau, Bieber, Schönstem, Rosenthal, Obernurf, Fischbach), liefern gegen 50,000
Ctr. Roh- und Guß-, 19,000 Ctr. Stabeisen, die 7 Schmalkaldischen Eisenhütten
geben 36,000 Ctr. Roheisen, welches in 46 Hammerwerken weiter verarbeitet wird;
die Kobaltgruben zu Richelsdorf und Bieber, das Alaun werk zu Großallmerode,
Blaufarbenwerk zu Schwarzenfels mit dem Kobaltwerk zu Bieber; die 3 Salinen
Allendorf, Nauheim, Rodenberg geben jährlich 175,000 Ctr. Salz-Ausbeute; viele
Arbeiter finden in den Stein- (Schaumburg) und Braunkohlengruben am Habichs¬
wald, Meißner, Ostheim (Groß-Allmerode) Beschäftigung, jene in der Grafschaft