56
aus Italien schloß er sich dessen Gefolge an, taufte 995 zu Gran
den Prinzen und nachherigen König Stephan den Heiligen, begab
sich im folgenden Jahre von Rom zum Kaiser nach Mainz, besuchte
die Klöster zu Tours und Fleury und ging dann nach Polen zum
Herzog Boleslaw. Von Gnesen aus wendete er sich zu den heidni¬
schen Preußen, um diese in Masse zum Christenthum zu bekehren.
Mit seinen treuen Begleitern, Gaudentius und Benedict, fuhr er
auf der Weichsel bis Danzig, wo Viele von ihm getauft wurden.
Von hier aus wandte er sich nach den östlichen Gegenden, wo er
aber wenig günstige Aufnahme fand. Er landete weiter an der
südwestlichen Küste Samland's, wo der heilige Göttersitz »Romove«
war. Auf einem Ackerfelde aber, wo er mit seiner Schaar der
Ruhe pflegte, von den Heiden überfallen, ward er von dem Speer
des Führers durchbohrt. Den Blick zum Himmel gewandt, stürzte
der fromme Adalbert todt zusammen. Die Legende schmückt seinen
Tod auf das Mannichfaltigste aus. Den Leichnam lös'te Herzog
Boleslaw für eine große Summe Geldes ein und brachte ihn nach
Gnesen, von wo ihn Herzog Brzetislaw 1034 nach Prag entführte.
— Nicht weit von Tenkitten liegt auch das Schloß Lochstädt, das
von den Deutschordensrittern i. I. 3264 erbaut wurde. In dem¬
selben befinden sich ein sehenswerther Rittersaal und die Schloßkirche.
Von Lochstädt aus nach Süden wandernd, kommt man zu der
Festung Pillau, die den Seehafen Königsbergs hat und der Schlüssel
zu dieser Handelsstadt ist (Belagerung durch die Franzosen i. I.
1806!). Man findet hier einen 100' hohen Leuchtthukm, der eine
schöne Fernsicht bietet, eine Seeschule und viele Schiffsbauanstalten.
Die 4000 Ei uw. der Stadt treiben ansehnlichen Handel und leb¬
hafte Seeschifffahrt. Das massive, thurmähnliche Gebäude des nahen
großen Kirchdorfes Alt-Pillau dient den Seefahrern als Land¬
marke. Pillau liegt an dem sog. »Tief«, das aus der Ostsee in's
Frische Haff führt. Am nördlichsten Punkte des letzteren liegt die
alte Kreisstadt Fischhausen, am Ende des sog. »Paradieses«.
Das hier befindliche, um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaute
Schloß war vom Jahre 1289 ab bis zur Reformation der Sitz der
Samländischen Bischöfe. Aus dem Hafen dieser Stadt wird von
den 2000 Einw. viel Getreide ausgeführt.
Fährt man aus dem Frischen Haff den Pregelfluß hinauf, so
gelangt man nach der Provinzialhauptstadt Königsberg, die den
Titel einer »königlichen Residenz« führt. Ziemlich in der. Mitte
der Stadt erhebt sich das herrliche Schloß, von dem nördlich der
fast 50 Morgen große Schloßteich mit seinen anmuthigen Umge¬
bungen liegt. Die »Altstadt« und der Stadttheil »Löbenicht«, zu¬
sammen den größern Theil Königsbergs bildend, liegen auf dem
ansteigenden nördlichen Ufer, was viele Straßen schief und abhän¬
gig macht. Auf einer Pregelinsel der Stadttheil »Kneiphof«, mit