Die ersten Regierungshandlungen, — Die Schleichen Kriege. 57
und schöngeistiger Arbeit. Künstler und Gelehrte scharte er um sich.
Auch mit schriftstellerischen Arbeiten beschäftigte sich der Kronprinz und
verfaßte nach dem Studium des Werkes „Vom Fürsten" von dem
Florentiner Machiavelli seinen „Antimachiavelli". In dieser Schrift
sprach Friedrich das echt königliche Wort aus: „Der Fürst ist der erste
Diener des Staates."
Seine Kriegsschule hatte Friedrich bei dem Prinzen Eugen durch-
gemacht. Dem greisen Helden gefiel der preußische Thronfolger, und er
sagte zu ihm: „Alles ort Ihnen verrät, daß Sie dereinst ein tapfrer
Feldherr werden." Er ließ ihn an allen militärischen Unternehmungen
und Kriegsberatungen teilnehmen. Besser als der Vater erkannte Prinz
Eugen die großen Eigenschaften Friedrichs. Die günstigen Berichte des
lorbeerreichen Feldherrn weckten auch in bem Vater das Verständnis
für die Bedeutung seines Sohnes, und allmählich bildete sich ein
herzliches Verhältnis zwischen beiden aus. Dies kam wiederholt zum
Ausbruck, besonders in der Todesstunde des Königs, wo er mit den
Worten Abschied nahm: „Mein Gott, ich sterbe zufrieden, da ich einen so
würbigen Sohn unb Nachfolger hinterlasse."
2. Die ersten Regierungshandlungen.
Bei Friebrichs Thronbesteigung erwarteten viele, baß ber sparsame
Haushalt, ben der verstorbene König eingeführt hatte, aufgelöst und das
glänzende Rheinsberger Leben zu Berlin fortgeführt werde. Aber schon
die ersten Regierungshandlungen zeigten, daß Friedrich nichts an den
bewährten Einrichtungen des Staates und Heerwesens ändern würde.
Wohl schaffte er das teure Riesenregiment ab, nachdem es seinem Stifter
die letzte Ehre erwiesen hatte, und begründete dafür ein andres Leib-
rcgiment, die Garde du Corps. Auch verbot er jede Ungehörigkeit
bei den Werbungen unb verlangte eine bessere Behandlung der Sol-
baten. Den Gerichten wurde die Anwendung der Folterstrafen unter-
sagt. Die Hexenprozesse, die hier und da noch vorkamen, hörten auf.
Die Zeitungen durften alle Staatsangelegenheiten in freier Weise be¬
sprechen. Auch in religiösen Dingen befahl Friedrich völlige Duld-
samkeit. Alle diese Verordnungen zeigten die humane Gesinnung des
Fürsten und kennzeichneten ihn als einen Anhänger der Aufklärungs-
Philosophie (S. 72).
3. Die Schleichen Kriege.
Schon im ersten Jahre seiner Regierung machte Friedrich An¬
sprüche auf Schlesien geltend (S. 19). Im Jahre 1740 starb der
Deutsche Kaiser Karl VI. Zwar war die „Pragmatische Sanktion", Tod
nach der seine Tochter Maria Theresia die Alleinerbin der öfter- ®Qrl§M
reichischen Länber werden sollte, von ben Mächten anerkannt werben.