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klar und deutlich werden; sie werden Eindruck aus euer Herz machen
und Empfindungen der Bewunderung, der Demut, der Ehrfurcht in
euch hervorbringen. Werdet ihr das thun und diese Übungen der
vernünftigen Andacht oft wiederholen, so wird es euch gewiß nicht
schwer fallen, die Gedanken und Empfindungen mit euern Worten aus¬
zudrücken und bald mit dem Psalmisten auszurufen: „Herr, wie sind
deine Werke so groß und viel; du hast sie alle weislich geordnet, und
die Erde ist voll deiner Güter!" — bald mit dem Propheten zu
sagen: „Wer sollte dich nicht fürchten, Herr, und vor dir nicht er¬
schrecken, der du dem Meere den Sand zum Ufer setzest, darin es
allezeit bleiben muß, und darüber es nicht gehen kann? Dir, Herr,
ist niemand gleich, du bist groß, und dein Name ist groß, du kannst
es mit der That beweisen!" — bald jenes Loblied der Engel anzu¬
stimmen: „Herr, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und
Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen
haben sie das Wesen und sind geschaffen; groß und wundersam sind
deine Werke, Herr, allmächtiger Gott, gerecht und wahrhaft sind deine
Wege, du König der Heiligen!" Und dies heißt: Gott Anbetung
und Lob opfern. Gewiß, ein edles, ein seliges, ein leichtes Geschäft
für den, der Gott kennt und sich im Nachdenken über seine Herr¬
lichkeit übt.
Das zweite Stück des Gebetes ist die Danksagung für das Gute,
das wir von Gott empfangen haben, oder die Bezeugung unserer
Freude über dasselbe und unserer Bereitwilligkeit, den Willen unsers
Wohlthäters zu thun und ihm Liebe mit Liebe zu vergelten. Wollen
wir Gott diese Pflicht aus eine vernünftige Weise abstatten, wollen
wir uns dabei unsern eigenen Empfindungen überlassen und diese
Empfindungen mit unsern eigenen Worten ausdrücken: so müssen wir
uns ebenfalls im Nachdenken üben, im Nachdenken über Dinge, deren
Betrachtung uns nicht anders als angenehm sein kann. Wir müssen
uns daran gewöhnen, auf alle Beweise der göttlichen Güte und Barm¬
herzigkeit, die wir erfahren haben, achtzugeben. Wir müssen den
Anzen Reichtum der Borteile und Güter, die wir als Menscheu, als
Ehristen, als Glieder der häuslichen und bürgerlichen Gesellschaft be¬
llten, überrechnen und bald bei diesem, bald bei jenem besonderen
^eile desselben verweilen und uns die Notwendigkeit, die Kostbarkeit
und den großen Nutzen des Guten, das wir von Gott empfangen
haben, zu Gemüte führen. Leben, Gesundheit, Kräfte, Erziehung und
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