Object: Ergänzungsheft für die Rheinprovinz (Erg.-H., [A], 1)

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land der tausendjährige Streit zwischen Deutschland und Frankreich. 
Die Oheime des Verstorbenen, Ludwig der Deutsche und Karl der 
Kahle von Frankreich, fielen in das verwaiste Land ein und teilten 
es sich dann der Maas entlang, so daß der östliche Teil an Deutschland 
fiel. So sind die Rheinlande deutsch geworden. 
Zu 28. Die Rheinlande als Teil des Herzogtums 
Lothringen. 
Als das deutsche Reich sich unter Ludwig dem Kinde in fünf 
Herzogtümer auflöste, wurde die Rheinprovinz mit dem Geschicke 
Lothringens verknüpft, wovon sie ja früher ein Teil gewesen war. 
Nur ein kleiner Teil derselben gehörte den östlich gelegenen Herzog¬ 
tümern Franken und Sachsen an. Die Herzöge von Lothringen aber 
waren nicht immer deutsch gesinnt, sie empörten sich oft gegen ihren 
deutschen Herrn, den Kaiser, und hielten zu Frankreich. Infolgedessen 
gab es hier viele Kriege, die meistens auf rheinischem Boden ansge- 
fochten wurden. Um in dem unruhigen Lande Ordnung zu schaffen, 
teilte der deutsche Kaiser Otto I. das Herzogtum in zwei Teile: Ober¬ 
und Niederlothringen. Oberlothringen umfaßte ungefähr die heutigen 
Regierungsbezirke Koblenz und Trier, Niederlothringen die drei andern. 
In Oberlothringen hat das Geschlecht des Grafen Gerhart von Elsaß 
über 700 Jahre regiert und regiert noch gegenwärtig in Ostreich. In 
Niederlothringen dagegen kam bald Gottfried von Bouillon zur Re¬ 
gierung, der Anführer des ersten Kreuzzuges war. Also ein Herr 
unserer rheinischen Vorfahren, ein rheinischer Herzog, war der erste An¬ 
führer jener Bewegung des Mittelalters, deren Folgen so groß und 
förderlich für ganz Europa wurden. 
Zu 28 Die Verwüstungen der Normannen am Rhein. 
882. 
1. Die Normannen haben auch die Rheinlande schrecklich verheert. 
Als diese kaum zu Deutschland gehörten, fielen die Räuber ins Land. 
Mit ihren Schiffen fuhren sie in den Rhein und verheerten Utrecht. 
Dann zogen sie weiter hinaus nach Lothringen und Franken und 
plünderten Lüttich, Köln und Bonn. Die kaiserliche Pfalz zu Aachen 
ward ein Stall für ihre Pferde. Als sie alles ausgeraubt hatten, 
zündeten sie Stadt und Pfalz an. Von dort kamen die Normannen 
auch nach dem Kloster Prüm in der Eifel, verweilten hier drei Tage 
und zündeten alle Wohnungen in der Umgebung an. Dann fielen 
sie über das arme Volk her und töteten alle, die ihnen in die Hände 
kamen. Mit reicher Beute zogen sie fort, ließen aber das Feuer auf dem
	        
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