Full text: Lesebuch für die mittlere und obere Stufe (Teil 3, [Schülerband])

7. Der heilige Adalbert von Prag. 
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6. Da sah man manches Kinderaug' in frobem Glanze leuchten, 
und manches still zu Boden sehn und manches still siech feuehten. 
Und als man aus der Schule kam, da wurde viel erzählt, 
wen heute Kaiser Karl belobt, und wen er ausgeschmählt. 
7. Und wie's der grobe Kaiser hielt, so soll man's allzeit halten 
im Schulhaus mit dem kleinen Volk, im Staate mit den Alten: 
den Platz nach Kunst, und nieht nach Gunst, den Stand nach dem 
Verstand! 
So steht es in der Schule wohl und gut im Vaterland! 
7. Der heilige Adalbert von Prag. 
Der heilige Adalbert wurde schon als zartes Kind durch seine 
adligen Eltern dem Dienste des Altars geweiht. Nach vollendeter 
Studienzeit empfing Adalbert zu Prag die Priesterweihe und blieb in 
der Umgebung des damaligen Bischofs Dittmar. Nach des letzteren 
Tode fiel die Wahl eines neuen Bischofs einstimmig auf Adalbert. Es 
ward ihm eine große Aufgabe zu teil; denn das Christentum hatte in 
Böhmen erst schwache Wurzeln geschlagen, und das Volk zeigte wenig 
Sinn für ein Leben im Geiste Jesu. Adalberts eifrigstes Streben ging 
nun dahin, unter seinen Diöcesanen die Tugenden des Glaubens, der 
Liebe, der Keuschheit und der Mäßigkeit zu erwecken. Durch sein 
eigenes Leben ging er mit dem schönsten Beispiele voran. Leider blieben 
seine Bemühungen fruchtlos, weil die allgemeine Sittenverderbnis im 
Lande auf eine schreckliche Weise überhand genommen hatte. Der heil. 
Bischof verließ deshalb Prag, ging nach Rom und trat in den Bene— 
diktinerorden. Nach 5 Jahren jedoch mußte Adalbert auf Befehl des 
Papstes wieder seinen bischöflichen Stuhl in Prag einnehmen. Noch 
zweimal wurde er vertrieben, weshalb ihm der Papst die Erlaubnis 
erteilte, als Missionär das Evangelium predigen zu dürfen. 
Anm Ende des 10. Jahrhunderts fuhr Adalbert mit einigen Be— 
gleitern von Polen aus die Weichsel hinab, um den heidnischen Preußen 
das Christentum zu bringen. Er betrat im Samlande das Ufer, wurde 
aber bald vertrieben, als er den Heiden sagte, daß ihnen ihre Götter 
nicht helfen können, weil sie aus Holz und Stein gemacht seien und 
nicht hören und sehen können. Er wanderte weiter und ward gast— 
freundlich aufgenommen; aber so wie er seine Predigt begann, er— 
grimmte das Heidenvolk und stieß ihn aus seinen Hütten. Er wollte 
nach Polen zurückkehren und wanderte durch die preußischen Wälder. 
Auf einer freien Waldstelle las er die heilige Messe und nahm mit den
	        
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