176
trauben wechseln Alleeen von Pfirsich und Mandelbäumen, während
der Boden zwischen den Reben noch Mais und Heidekorn trägt.
In ähnlichen Weinlauben wird der Medoc bei Bordeaur erzeugt;
sie bilden eine Zierde der Landschaft an den Seeen Italiens und
an vielen Punkten im Innern dieses Landes.
Steigen wir von den Alpen hinab in die lombardische
Ebene, so begegnen wir einer Form des Weinbaues, die an
malerischer Schönheit alle andern übertrifft. Auf einem un—
erschöpflichen Boden, dem eine vieltausendjährige Kultur noch nichts
von seiner ursprünglichen Fruchtbarkeit hat rauben können, sind Acker,
Weinberg und Baumgarten zusammengeflossen. Soweit das Auge
reicht, ist der Boden mit Getreide, Weizen, Mais oder Durrha
besät, mit einer Borte von Bohnen und Melonen eingefaßt. Mitten
im Felde erheben sich in regelmäßigen Abständen Maulbeerbäume;
und um ihre Stämme klettert der Weinstock bis zum Wipfel hinauf,
schwingt sich in fruchtschweren Guirlanden von Baum zu Baum
oder spannt seltsam gestaltete Ehrenpforten über den Weg. So
liefert derselbe Boden Gemüse, Holz, Brot, Seide und Wein, und
das ganze Land gleicht einem unermeßlichen Garten. Weiter nach
Süden umschlingt die Rebe auch höhere Bäume, namentlich Pappeln
und Ulmen. Schon in den alten Zeiten war es in gewissen Pro⸗
vinzen Italiens, insbesondere in Toscana und in der campanischen
Landschaft, Sitte, die Rebe mit der Ulme zu vermählen, und als
Witwer schien der Baum zu trauern, der ihrer Umarmung ent—⸗
behrte. Es war auch Brauch, daß sich der Winzer, ehe er daran⸗
ging, die Trauben von den Baumgipfeln zu lesen, bei dem Herrn
des Weinberges freies Begräbnis ausbedingte, falls er bei seiner
gefährlichen Arbeit verunglücken sollte.
130. Die Baumwollenpflanze.
J. V. Sehouw.
Von allen Stoffen, die die Menschen zur Bekleidung be-
nutzen, spielt keiner eine so wicehtige Rolle wie die Baumwolle.
Sis kommt von einem Gewaehse, das zur Malvenfamilie gehört
und entweder kraut- oder holzartig ist. Der Baumwollenbaum
erreieht eine Höõöhe von 5 bis 7 m. Die Blätter der Pflanze
sind breit und lappig; der Keleh ist doppelt, dio Krone fünf-
blattrĩig, gewöhnlieh gelb, zuweilen rot und enthält eine grosse