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Dabei vergass sio die Sorge für dio Armen und Kranken
niebht. Und als Oberlins Gattin gestorben war, besorgte Luiso
von ihrem 20. Jahre ab aueh das ganze Hauswesen des mensehen-
freundlichen Pfarrers musterhaft bis zu dessen Tode im
Jahre 1826.
Die von Oberlin im Steinthale gegruündeten Anstalten fanden
anderwarts Nachahmung. Den ersten namhaften Versueh mit
der Einführung von Kinderbewahranstalten in Deutschland
machte im Jahre 1802 die um die Volkserziehung hochverdiente
Furstin Pauline von Lippe-Detmold. Heute finden wir Kinder-
bewahranstalten, Kleinkinderschulen, Kindergärten, Kinderborte,
oder welehen Namen man sonst diesen Einrichtungen gegeben
hat, fast in allen Städten und selbst in vielen Dörfern unsers
Vaterlandes.
Luise Scheppler starb am 25. Juli 1837. An ihrem Be-
grãbnisse beteiligte sich das ganze Steinthal, und vielo Thränen
des Dankes und der Wehmut wurden der Heimgegangenen
nachgeweint. Tief ergreifend und zu Thränen rührend war ein
Abschiedsschreiben, das sie selbst verfasst hatte, und das, wie
sis gewuünsceht hatte, der Gemeinde bei der Beerdigungsfeier
vorgelesen wurde. In diesem Schreiben verabschiedet sie sich
in herzliebster Weise von allen, die ihr im Leben nahe ge-
standen hatten: von allen PFreunden und Preundinnen, von
allen Wohlthätern und Wohlthäterinnen, die sie mit Nitteln
zum Wohlthun ausgestattet hatten, von der ganzen Gemeinde
und auch von der Kleinkinderschule. Sie sagt zu den Kleinen:
„Und ihr, meine lieben Kinder aus der Strickschule in Wald-
bach und in der ganzen Gemeinde, auch eueh sage ich Lebe-
wohl. Ieh verlasse eueh, aber körperliebh nur; denn ieh werde
fortfahren, den Herrn zu bitten, dals er euch segne und eueh
alle zu sich ziebe. Denkt oft an eure Luiss, die eueh sehbr
geliebt hat! Ich werde fortfahren, den Herrn zu bitten, dass
or eueh für meine Nachfolgerin dieselbe Liebe, dieselbe Ehr-
fureht und denselben Gehorsam einflösse, dio ihr mir erwiesen
habt. Ja, seid gehorsam, liobe Kinder! Ieh werde mieh in der
Ewigkeit dessen freuen.“