Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Volksschulen in Elsaß-Lothringen

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B. Naturlehre. 
1. Die Luftpumpe und der Druck der Luft 
auf die Erdoberfläche. 
Aus Gefäßen, welche eine passende Gestalt haben, kann man 
die darin befindliche Luft aussaugen oder auspumpen, so daß dieselben 
fast gänzlich luftleer werden. Das Instrument, womit dies geschieht, 
nennt man Luftpumpe; diese wurde von einem Deutschen, namens 
Otto von Guericke, Bürgermeister in Magdeburg, erfunden. Auf 
einer glattgeschliffenen, aus Messing oder häufiger aus Glas ange⸗ 
fertigten Scheibe befindet sich eine Glasglocke, deren Rand ebenfalls 
sehr glatt ist. In der Scheibe ist eine Offnung, welche mit einer 
Saugpumpe in Verbindung steht, und durch diese kann mittels längere 
Zeit fortgesetzten Pumpens die Luft in der Glocke aufs äußerste ver— 
dünnt werden. In dem dadurch erzeugten fast luftleeren Raum der 
Glasglocke können sich ganz eigentümliche Dinge ereignen. Hat man 
z. B. einen Vogel oder ein anderes kleines Tier unter die Glocke gebracht, 
so stirbt es, sobald die Luft ausgepumpt ist; ebenso erlischt ein bren— 
nendes Licht auf der Stelle. Wasser, welches nur halbwarm ist, fängt 
im luftverdünnten Raum an zu sieden; denn es fehlt darin der in 
der gewöhnlichen Luft so wirksame Druck auf das Wasser, welcher 
das Aufsteigen der Wasserdämpfe erschwert. Die Glasglocke selbst sitzt, 
nachdem die Luft aus ihr herausgesogen ist, auf der Scheibe so fest 
auf, daß es unmöglich ist, sie von derselben abzuheben, bevor man 
wieder Luft in die Glocke eingelassen hat. Dies kommt daher, daß 
die rings um die Glocke befindliche Luft diese fest gegen die Scheibe 
drückt, während in ihr keine Luft ist, welche einen Gegendruck aus— 
üben könnte. 
Wie stark die Luft drückt, kann man auch durch folgenden 
Versuch sehen. Wenn man zwei hohle, genau zusammenpassende 
Halbkugeln aus Messing mit ihren Rändern aufeinander setzt und 
die Luft aus ihrem Innern herauspumpt, so wird ihre Vereinigung 
so fest, daß zwei Paar Pferde nicht imstande sind, sie auseinander 
zu ziehen. Wir sehen im gemeinen Leben häufig die Wirkungen des 
Luftdrucks, ohne näher darüber nachzudenken. Wenn z. B. der Bader 
schröpfen will, so hült er den Schröpfkopf einen Augenblick über eine 
Lichtflamme und setzt ihn dann schnell auf die Haut. Durch die Flamme 
wird die Luft im Schröpfkopf plötzlich erhitzt, also stark verdünnt, 
was ebensoviel ist, als hätte man mit der Luftpumpe einen Teil der 
Luft ausgepumpt. Der Schröpfkopf sitzt daher fest auf der Haut
	        
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