Full text: Lesebuch für die Oberklassen der katholischen Volksschulen Niedersachsens

Zeiten kommen und gehen, Frau Uttmanns fleibige Hände ruhen 
längst von der Arbeit im Dienste der Menschenliebe an der Seite 
ihres Mannes und der Brabanterin. Dankbare Erinnerung setzte im 
Jahre 1886 ihrem Namen ein Denkmal zu Häupten ihres Grabes. 
Nach ER. u. C. v. Dincklage, Geschichtenbuch für die Jugend, S. 115. 
80. Sommernacht. 
. Es wallt das Korn weit in die Runde, 
Und wie ein Meer dehnt es sich aus; 
Doch liegt auf seinem stillen Grunde 
Nicht Seegewürm noch andrer Graus; 
Da träumen Blumen nur von Kränzen 
Und trinken der Gestirne Schein. 
O goldnes Meer, dein friedlich Glänzen 
Saugt meine Seele gierig ein! 
2. In meiner Heimat grünen Talen, 
Da herrscht ein alter schöner Brauch: 
Wann hell die Sommersterne strahlen, 
Der Glühwurm schimmert durch den Strauch, 
Dann geht ein Flüstern und ein Winken, 
Das sich dem AÄhrenfelde naht, 
Dann geht ein nächtlich Silberblinken 
Von Sicheln durch die goldne Saat. 
3. Das sind die Bursche jung und wacker, 
Die sammeln sich im Feld zuhauf 
Und suchen den gereiften Acker 
Der Witwe oder Waise auf, 
Die keines Vaters, keiner Brüder 
Und keines Knechtes Hilfe weiß — 
Ihr schneiden sie den Segen nieder, 
Die reinste Lust ziert ihren Fleiß. 
4. Schon sind die Garben festgebunden 
Und rasch in einen Ring gebracht; 
Wie lieblich floh'n die kurzen Stunden, 
Es war ein Spiel in kühler VNacht! 
Nun wird geschwärmt und hell gesungen 
Im Garbenkreis, bis Morgenluft 
Die nimmermüden braunen Jungen 
Zur eignen schweren Arbeit ruft. 
Gottfried Keller. 
8l. Der arme Musikant und sein Kollege. 
Ich habe mich immer recht in die Seele hinein geärgert, wenn 
ich das Wort hören muß: „Man hört in unseren Tagen nichts Gutes
	        
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