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Annette non Troste-Hülshoff.
Dort hat vom tröpfelnden Gestein
Das dunkle Naß sich durchgesogen,
Kreucht um den Buchs iu trägen Bogen
Und sinkt am Fenchelstrauche ein.
Das Dach, vom Moose überschwellt,
Läßt wirre Schober niederragen,
Und eine Spinne hat ihr Zelt
Im Fensterloche aufgeschlagen;
Da hängt, ein Blatt von zartem Flor,
Der schillernden Libelle Flügel,
Und ihres Panzers goldner Spiegel
Ragt kopflos am Gesims hervor.
Zuweilen hat ein Schmetterling
Sich gaukelnd in der Schlucht gefangen
Und bleibt sekundenlang am Ring
Der kränkelnden Narzisse hangen;
Streicht eine Taube durch den Hain,
So schweigt am Tobelraud ihr Girren.
Man höret nur die Flügel schwirren
Und sieht den Schatten am Gestein,
Und auf dem Herde, wo der Schnee
Seit Jahren durch den Schlot geflogen,
Liegt Aschenmoder feucht und zäh',
Von Pilzes Glocken überzogen;
Noch hängt am Mauerpflock ein Rest
Verwirrten Wergs, das Seil zu spinnen,
Wie halbvermorschtes Haar und drinnen
Der Schwalbe überjährig Nest.
Und von des Balkens Haken nickt
Ein Schelleubaud an Schnall' und Riemen,
Mit grober Wolle ist gestickt
„Diana" auf dein Lederstriemen;
Ein Pfeifchen auch vergaß man hier,
Als mau den Tanneusarg geschloffen;
Ten Mann begrub man, tot geschossen
Hat man das alte treue Tier.
Sitz' ich so einsam am Gesträuch
Und hör' die Maus im Laube schrillen.