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des Ministers von Herzberg, welchen der König zum Kurator der
Akademie ernannte, besonders deutsche Dichter und Schriftsteller berück—
sichtigt, wie auch in jeder anderen Beziehung das Verdienst deutscher
Gelehrter mehr als früher Anerkennung und Belohnung fand.
Zur wirksamen Leitung und Beaufsichtigung aller Lehr- und Er—
ziehungs⸗Anstalten des Landes errichtete Friedrich Wilhelm eine höchste
Ünterrichtsbehörde, das Ober-Schulkollegium, zu dessen Haupt
der schon unter Friedrich mit dem Schulwesen beauftragte Minister
von Zedlitz ernannt wurde. Das neue Kollegium sollte über alle Schul—
anstalten die Aufsicht führen, dieselben an Ort und Stelle öfter revidieren,
alle Schulpläne sich vorlegen lassen, zweckmäßige Verbesserungen anordnen
und vor allem auf die Prüfung der Lehrer Bedacht nehmen. In Breslau
wurden Seminare zur Ausbildung von Land- und Stadtschullehrern er—
richtet. Auch die Universitäten erfreuten sich der Fürsorge der neuen
Schulverwaltung. Das Ober⸗Schulkollegium ordnete endlich zuerst eine
(Abiturienten⸗) Prüfung für die Schüler an, welche von den gelehrten
Schulen zum Besuche der Universität übergehen wollten.
Ludwig Hahn. (Gekürzt.)
271. Die französische Revolution und ihre ersten
Einwirkungen auf Deutschland.
So wahr es ist, dass Gottesfurcht und Tugend ein Volk grols
und glũücklich machen, so wahr ist es aueh, dass Gottvergessenheit
und Lasterhaftigkeit dasselbe von Stufe zu Stufe in einen Abgrund
des schrecklichsten Verderbens sfürzen. Einen Beweis dafür liefert
uns in abschreckender Weise das französische Volk am Ende des
vorigen Jahrhunderts. Nachdem der Unglaube schon ein Jahr-
hundert früher in England tiefe Wurzeln geschlagen hatte, ver-
pflanzte er sich auch nach Frankreich. Das Land wurde durch
cine Flut schlechter Bücher überschwemmt, welche den Glauben
an die Wahrheiten der christlichen Religion zertörten und dadurch
natũrlich auch den Gehorsam gegen die von Gott gesetzte Obrig-
keit untergruben. Und als 1783 in Nordamerika sogar der Versuch
gelungen war, einen Freistaat ins Leben zu rufen, der vom Kõnig-
fum und Rirchentum, von Adel und Standesvorrechten, von einem
stehenden Heere und von noch mancher anderen Einrichtung völlig
absah, welehe dem herrschenden Geiste der Ungebundenheit zu—
wider war, da gewann in verschiedenen Schichten der europäischen
Bevõlkerung die Ansicht immer mehr Eingang, die Staatseinrich-
tungen in der alten Welt müssten von Grund aus umsgestaltet
werden, und man dürfe dabei selbst vor Aufruhr und Empörung,
vor Krieg und Gewaltthat nicht zurũckschrecken. Die Unzufriedenen
in Frankreieh machten sich die Geldverlegenheit zu nutze, in welche
der Staat durch die Missregierung der Könige Ludwig XIV. und XV.
geraten war.
Ludwig XVI., ein Fürst von reiner Sitte und edler Gesinnung,
der 1774 den Thron von Frankreich bestiegen hatte, war ernstlich
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