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auf die Böschung selbst, da geschah ein Schuß, der König stürzte
nieder, wo er stand, die Kugel war durch den Kopf gegangen. Im
34. Lebensjahre musste er sterben. Wer ihn erschossen? Von den
Schweden gewiß einer. Aber ob nun der Mörder von der dem
Könige feindlichen Adelspartei gedungen war, oder ob's Einer aus
eigenem Antriebe gethan, das kann nicht ausgemacht werden; indeß
ist Ersteres das Wahrscheinlichere.
Karl hatte keinen Nachfolger ernannt. Seine Schwester Ul¬
rike, die Gemahlin des Prinzen Friedrich von Hessen, berief 1719
einen Reichstag und verzichtete auf Erbrecht und Oberhoheit. Das
war dem Adel recht. Der Reichsrath hatte nun die anerkannte
Mitregierung. Man schloß mit den einzelnen Mächten Frieden:
Hannover behielt für 1 Mill. Bremen und Verden, Preußen für
2 Mill. ganz schwedisch Pommern mit Ausnahme von Rügen und
Stralsund, Peter, welcher Städte, Edelhöfe, 1369 Dörfer verheert,
21 Kupfer- und Eisenwerke zerstört, Wälder angezündet, 109,999
Stück Vieh getödtet, 89,999 Barren Eisen ins Meer geworfen,
selbst Stockholm bedroht hatte, bekam Lievland, Esthland, Jngerman-
land, Karelen und Theile von Wiborglehn nebst den Inseln Oesel,
Dagon und Moen, Stanislas wurde aufgegeben. Solchen Frie¬
den hätte Karl freilich nimmermehr geschlossen! Mit demselben aber
ist Schweden aus der Stellung einer europäischen Großmacht aus¬
geschieden und hat bisher noch keine weltgeschichtliche Bedeutung
wieder erringen können. Wie gewonnen, so zerronnen!
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Peter der Große von Nußland.
Auch in Rußland hatten deutsche Eroberer, die Waräger, im
ftüheren Mittelalter ein Reich gegründet. Aber im 13. Jahrhun¬
dert waren sie, nachdem sie sich mit den slavischen Völkern schon
ziemlich vermischt hatten, von den Mongolen unterworfen worden.
Das Haus Rurik war das herrschende gewesen; es hatte sich aber