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gnügen. Mich durchzuckte es wie ein Blitz: „Das sind Hühnchens
Kinder!“ Dies war ganz in seinem Geiste gehandelt.
Ich fragte den Jungen: „Wie heißt dein Vater?“
„Unser Vater heißt Hühnchen,“ war die Antwort.
„Wo wohnt er ?“
„Er wohnt in diesem Hause drei Treppen hoch.“ — „Ich möchte
ihn besuchen,“ sagte ich, indem ich dem Unaben den reinlichen Blond—
kopf streichelte.
„Ja, er ist zu Hause,“ war die Antwort, und nun liefen beide
Kinder eilfertig mir voran und klasperten mit ihren kleinen Beinchen
hastig die Treppen hinauf, um meine Ankunft zu vermelden. Ich
folgte langsam, und als ich oben ankam, fand ich die Tür bereits ge⸗
öffnet und Hühnchen meiner wartend. Es war dunkel auf dem Flur,
und er erkannte mich nicht. „Bitte, treten Sie ein,“ sagte er, indem er
eine zweite Tür aufstieß, „mit wem hab' ich die Ehre?“
Ich antwortete nicht, sondern trat in das Zimmer und sah ihn
an. Er war noch ganz derselbe, nur der Bart war größer geworden
und die Haare etwas von der Stirn zurückgewichen. In den Augen
lag noch der alte, unverwüstliche Sonnenschein. Im hellern Lichte er⸗
kannte er mich sofort. Seine Freude war unbeschreiblich. Wir um—
armten uns, und dann schob er mich zurück und betrachtete mich.
„Weißt du, was ich tun möchte ?“ sagte er dann, „was wir früher
taten, wenn unsere Freude anderweitig nicht zu bändigen war; einen
Indianertanz möchte ich tanzen, weißt du wohl noch wie damals, als
deine Schwester sich mit deinem Lieblingslehrer verlobt hatte, und du voll
lauter Wonne diesen Tanz erfandest und ich immer mithopste aus Mit⸗
gefühl.“ Und er schwenkte seine Beine und machte einige Sprünge,
deren er sich in seinen jüngsten Jahren nicht hätte zu schämen brauchen.
Dann umarmte er mich noch einmal und wurde plötzlich ernsthaft.
„Meine Frau wird sich freuen,“ sagte er, „sie kennt dich und liebt
dich durch meine Erzählungen, aber eins muß ich dir sagen; ich glaube,
du weißt es nicht: Meine Frau ist nämlich“ — hierbei klopfte er sich
mit der rechten Hand auf die linke Schulter — „sie ist nämlich nicht
ganz gerade. Ich sehe das nicht mehr und habe es eigentlich nie ge—
sehen, denn ich habe mich in ihre Augen verliebt — und in ihr Herz ·
und in ihre Güte — und in ihre Sanftmut — lurz, ich liebe sie, weil
sie ein Engel ist. Und warum ich dir das jetzt sage? Sieh mal, wenn du
es nicht weißt, so möchtest du befremdet sein, wenn du meine Frau siehst, und
sie möchte das in deinen Augen lesen. Nicht wahr, du wirst nichts sehen ?
Ich drückte ihm gerührt die Hand, und er lief an eine andere Tür,
öffnete sie und rief,: „Core, hier ist ein lieber Besuch, alter Freund
aus Hannover, du kennst ihn schon“.