Full text: Das sechste Schuljahr

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überwunden durch die Sprüche, die ihr vorgebracht habt und 
gefangen in meinem Gewissen in Gottes Wort und kann und 
mag daher nicht widerrufen." 
Dagegen behauptet die katholische Kirche, daß die Bibel allciu 
uicht entscheiden könne, ob etwas wahr oder unwahr als Richt¬ 
schnur des Glaubens zu erkennen sei. Was gründlich überliefert 
sei durch fromme Männer von den Aposteln her, was die Kirchen¬ 
versammlungen beschlossen haben, das sei ebenfalls ein Teil 
der christlichen Offenbarung. 
Das kann doch unmöglich wahr sein; denn Gottes Werk und 
Wort kann doch nicht auf einer Stufe stehen mit dem Werk und 
Wort der Menschen. 
III. Als wichtigste Lehre der Evangelischen gilt, daß wir 
allein selig werden können durch den Glauben. Wir haben ge¬ 
lernt und erkannt, daß alles Gutes thun uns nicht Helsen könne, 
wenn der Glaube fehlt, daß der heilige Geist uns zur Buße und 
zum Glauben führen muß, wenn das Heil Christi zu uns ge¬ 
langen soll. Wir haben ferner erkannt, daß wir ihm dabei 
helfen müssen und sein Werk dadurch zu unterstützen haben, 
daß wir uns bemühen, einen Gott wohlgefälligen Wandel zu 
führen, um immer mehr der Heiligung näher zu kommen. Nur 
dadurch ist es möglich, daß uns Gottes Gnade teilhaftig wird, 
daß wir vor ihm gerechtfertigt werden. 
Die katholische Kirche dagegen meint, daß der Mensch auch 
ohne den Glauben allein durch gute Werke zum Heile kommen 
könne. Die katholische Kirche schreibt daher Beten, Fasten, Al¬ 
mosen, Büßungen, Klosterleben u. s. w. vor, um dadurch die Selig¬ 
keit zu verdienen. Das Wort ,,allein" ist der streitige Punkt 
zwischen der evangelischen und katholischen Kirche. Darum sagt 
auch Kurfürst Joachim II. von Brandenburg, als er 1540 seine 
Abgeordneten nach Worms schickte; Bringet mir ja das Wörtleiu 
„allein" wieder mit, oder kommt mir nie wieder. 
Es ist das Heil uns kommen her 
Aus Gnad und lauter Güte. 
Die Werke helfen nimmermehr, 
Sie mögen nicht behüten. 
Der Glaub' sieht Jesum Christum an, 
Er hat g'nug für uns all' gethan, 
Er ist der Mittler worden.
	        
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