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8. Auf, Deutschland, auf und Gott mit dir!
Ins Feld! Der Würfel klirrt!
Wohl schnür'ts die Brust uns, denken wir
des Bluts, das fließen wird!
Dennoch das Auge kühn empor!
Denn siegen wirst du ja —
groß, herrlich, frei, wie nie zuvor!
Hurra, Germania!
hurra, Viktoria!
hurra, Germanial!
Ferdinand Freiligrath
263. Aufruf der Kronprinzessin Viktoria an dlie
Frauen Deutschlands.
Neues Palais, den 19. Juli 1870.
Noch einmal ruft das Vaterland seine Söhne zu den Fahnen,
um für seine heiligsten Güter, für Deutschlands Ehre und Unab-
hängigkeit, zu Kämpfen. Ein Peind, den wir nicht verletzten,
mibgönnt uns die Frũüchte unserer Siege, die Vollendung des groben,
nationaloen Werkes in friedlicher Arbeit und Entwickelung. Ver-
höhnt und beleidigt in dem, was uns am teuersten ist, strömt
das ganze Volk — vir haben kein anderes Heer — zu den alt-
bewahrten VWaffen, um den eigenen Herd, um die Seinen zu
schützen. Tausende von Frauen und Kindern sind auf längere
Zeit ihrer Ernährer beraubt. Die Sorgen des Herzens, welche sie
belasten, können wir ihnen nicht nebmen. Wohl aber sind wir
imstande, sis vor äuberer Not zu bewahren. Glänzend haben die
Deutschen in allen Teilen der Welt ihre Vaterlandsliebe bewiesen,
als sis angerufen wurden, dankbar die Leiden jenes Kampfes zu
lindern, den wir vor Kurzem zu glücklichem Ende geführt. VWohlan
denn! Möge wiederum freie Liebestätigkeit alle vereinen, um die
Angehõrigen derer vor Entbehrung zu schützen, welche Gesund-
heit und Leben für uns hinzugeben bereit sind! Spenden wir
schnell und reichlich, damit dio Streiter für das heilige Recht
mit dem tröstenden Gedanken in den Kampf gehen, dab das
Schicksal ihrer Lioben treuen Händen anvertraut ist.
Viktoria, Kronprinzessin.