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Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen
Und Bedränglen ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein.
Wenn Ich Gott um Kraft bitte, diese Königlichen Pflichten zu
erfüllen, die sein Wille Mir auferlegt, so bin Ich dabei von dem Ver⸗
krauen zum preußischen Volke getragen, das der Rückblick auf unsere
Geschichte Mir gewährt.
In guten und in bösen Tagen hat Preußens Volk stets treu zu
seinem König gestanden. Auf diese Treue, deren Band sich Meinen
Vätern gegenüber in jeder schweren Zeit und Gefahr als unzerreißbar
bewährt hat, zähle auch Ich in dem Bewußtsein, daß Ich sie aus
vollem Herzen erwidere als treuer Fürst eines treuen Volkes, beide
gleich stark in der Hingebung für das gemeinsame Vaterland. Diesem
Bewußtsein der Gegenseitigkeit der Liebe, die Mich mit Meinem Volke
verbindet, entnehme Ich die Zuversicht, daß Gott mir Kraft und
Weisheit verleihen werde, Meines Königlichen Amtes zum Heile des
Vaterlandes zu walten.
Potsdam, den 18. Juni 1888.
Wilhelm.
282. Wo Bismarck liegen soll.
(Geschrieben am 31. Juli 1898.)
Nicht in Dom oder FPürstengruft,
er ruh' in Gottes freier Luft
drauben auf Berg und Halde,
noch besser tief, tief im Walde;
WVidukind lädt ihn zu sich ein:
„Ein Sachse war er, drum ist er mein,
m Sachsenwald soll er begraben sein.“
Der Leib zerfällt, der Stein zerfällt,
aber der Sachsenwald, der hält.
Ind Kommen nach dreitausend Jahren
Premde hier des Weges gefahren
und sehen, geborgen vorm Licht der Sonnen,
den Waldgrund in Efeu tief eingesponnen
und staunen der Schönheit und jauchzen froh,
so gebietet einer: „Lärmt nicht so!
Hier unten liegt Bismarck irgendwo.“
Theodor Fontane.