24 
und vielleicht sonst dafür gehalten worden sein, er gehört doch ganz unstreitig zu 
den Säugethieren. denn er hat warmes Blut, gebiert lebendige Junge und säugt sie 
an Brüsten. Ja, er ist auch in Ansehung des Körperbaues den Landthieren gleich, 
denn er hat eigentliches Fleisch und wahre Knochen, da hingegen die Fische nur 
Knorpel und Gräten und eine ganz andere Art von Fleisch haben. Die Haut ist 
glatt und ohne Schuppen. Daß Gattungskennzeichen der Walisische ist der Mangel 
der Zähne. Statt derselben hat er im Oberkiefer hornartige Platten, mit einem scharfen 
Rande und mit Haaren besetzt, Barden oder Barten genannt, welche das bekannte 
Fi schbein geben. Der grönländische oder gemeine Wallfisch bringt es in der 
Mitte seines Körpers zu der ungeheuren Dicke von 40 bis 50 Fuß, und er würde 
also eine große Scheune ziemlich ausfüllen, wenn man ihm auch schon Kopf und 
Schwanz abgehauen hätte. Sein Gewicht schätzt man auf 100,000 Pfund. Die 
Flossen an der Brust haben nach Innen zu 5 ordentlich gegliederte Finger und förm¬ 
liche Hand- und Armknochen. Da sie 10 bis 12 Fuß lang, auch ziemlich eben so 
breit sind, so könnt Ihr Euch wohl denken, daß er etwas Ordentliches damit aus-- 
richten und tüchtig damit rudern kann. Sehr unförmlich wird der Wallfisch da¬ 
durch, daß sein Kopf beinahe den dritten Theil seines Körpers ausmacht. Die Augen 
dieses Seeungeheuers sind kaum noch einmal so groß, als Ochsenaugen, und mit 
beweglichen Augenlidern, Wimpern und Augenbräunen versehen. Oben auf dem 
Hinterkopfe stehen auf einer Erhöhung die beiden Luftlöcher oder Bläser, jedes un¬ 
gefähr einen Fuß im Durchmesser. Die Haut ihrer Mündung, welche das Thier 
schließen, und dadurch das Eindringen des Wassers abhalten kann, ist sehr elastisch. 
Indem es dadurch Athem schöpft, läßt e§ ein dumpfes Brausen oder Blasen hören. 
Das ungeheure Thier nährt sich auf eine unbegreifliche Weise von den kleinsten See¬ 
thieren, besonders von zwei kleinen Krebsarten und von Heringsbrut. Bei der un¬ 
ermeßlichen Menge jener Krebse und des Gewürms, womit das Meer unweit Spitz¬ 
bergen angefüllt ist, .braucht das Thier nur den Rachen zu öffnen, um mit einem 
einzigen Zuge Hunderttausende davon einzuschlürfen. Der Rachen des Wallfisches 
ist so groß daß man, wenn das Thier getödtet ist, init einem Kahne in den aufge¬ 
sperrten Rachen fährt, und sechs bis acht Mann ganz bequem darin Handthieren und 
die Barden, deren man 700 zählt, loshauen können. Dagegen ist die Kehle so eng, 
daß man kaum mit einer starken Faust durchkommt. Die Zunge ist ein dickes Stück 
Speck, einige 1000 Pfund schwer, welches unbeweglich unten im Maule festliegt, 
und 10 bis 20 Tonnen Tbran giebt. Man kann den Werth eines Wallfisches, wie 
ihn die Europäer benutzen, höchstens zu 1000 Thalern anschlagen. Der Fang des 
Wallfisches geschieht mit Harpunen, d. h. mit großen, starken, eisernen Pfeilen, 
welche zwei starke Widerhaken haben und an einem hölzernen Stiele befestigt sind. 
An der Harpune ist ein weißer, geschmeidiger, zäher Strick von dem besten Hanfe 
befestigt, und dieser ist wieder mit langen getheerten Tauen verbunden. Man wirft 
die Harpune mit der größten Gewalt in den Rücken des Wallfisches. Das ver¬ 
wundete Thier schießt dann sogleich in die Tiefe, und nun kommt es darauf an, 
daß die Matrosen mit der größten Schnelligkeit das Tau von der Rolle ablaufen 
lassen und sie, um Brand zu verhüten, beständig mit Wasser begießen. Unter dein 
heftigsten Blasen aus den Luftlöchern kommt er nach einiger Zeit wieder zum Vor¬ 
scheine, und eine zweite Schaluppe eilt ihm nach, um ihm einen zweiten Haupunen- 
stich beizubringen. Zeigt er sich ermattet und schwimmt er ruhig aus der Ober¬ 
fläche, so stößt man ihm 12 Fuß lange Lanzen, womöglich hinter den Flossen oder 
Finnen, vorwärts in's Herz und in die Lunge. Jetzt äußert sich die ganze 
Kraft des Ungeheuers. Mit dem Schwänze und den Flossen schlägt er wüthend um 
sich, und wehe der Schaluppe, welche ihm zu nahe kommt, er zertrümmerte oder 
versenkte sie mit einem Schlage. Jetzt treibt er, hochaufathmend, Strahlen von 
Blut in die Höhe und stirbt bald darauf. Nun besteigen ihn die Speckschneider mit 
großen Stiefeln, die unten mit langen Stacheln beschlagen sind, um das Herab¬ 
gleiten zu verhüten. Mit großen Messern wird der anderthalb Fuß dicke Speck ab¬ 
gelöset, auf das Schiff hinaufgewunden und in Fässer gepackt. Die Barden werden 
zum Fischbein abgelöst, und auch die Knochen der Kinnladen werden mitgenommen, 
da sie als Pfähle und Pfeiler sehr gute Dienste leisten. Die übrige' Körpermasse 
fällt den Hayen und den weißen Bären zur Beute anheim. 
20. Der Haysisch 
Der Hau, der gefährlichste Raubfisch, hat einen fast runden Körper, einen sehr 
weiten Rächen und eine dreifache Reihe scharfer und schneidender Zähne. Manche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.