102
10. Albrecht der Bär.
10. Albrecht der Bär. (1142.)
1. Zu den vortrefflichsten deutschen Fürsten gehörte Albrecht der
Bär. Der Beiname will sagen, daß er ein gar tapferer und gefürch¬
teter Held war.
Zu Köpenick an der Spree wohnte damals der Wendenfürst
Jaczo*). Er erhob sich gegen den Markgrafen Albrecht und erstürmte
die Stadt Brandenburg. Der herbei eilende Bär entriß sie ihm wieder
und zwang ihn zur Schlacht. Vor dem Banner des Kreuzes wichen
die wendischen Scharen, um dem Christengott unter dem Schutze der
Nacht zu entrinnen. Jaczo wandte sein Roß erst zur Flucht, als er
sich von den Seinen verlassen sah. Plötzlich hemmt die Havel seinen
Lauf, und hinter ihm ist der Feind. Eine Landzunge streckte sich von
der andern Seite her quer in den Fluß hinein und verengte denselben.
„Gott der Christen," ruft der Heidenfürst in höchster Not, „rette mich
aus dieser Gefahr, so will ich dir dienen und den Götzen absagen!"
Und schwerbewaffnet, wie er war, stürzte er sich in die Flut. Keuchend
schwimmt das treue Tier mit ihm dahin durch die Wogen. Doch
matter und matter wird dasselbe. Da faßt er die Zügel krampfhaft
fest, und das Roß strengt seine letzten Kräfte an. Nicht umsonst.
Schon hat es den Boden unter den Füßen. Jetzt erfaßt Jaczo mit
kräftiger Hand das Gestrüpp auf der Landspitze; ein Sprung, — und
er ist gerettet. Er stieg die Spitze der Landzunge hinan und sank auf
seine Kniee. „Ich danke dir, du mächtiger Christengott, du hast mir
geholfen! Dir will ich hinfort dienen. Von den Waffen, die ich für
die Götzen geschwungen habe, besitze ich nur noch diesen Schild. Hier,
wo ich Rettung gefunden, hier lege ich ihn nieder. Nie will ich mehr
für die toten Götzen kämpfen." So betete er und lebte von jetzt an
in Köpenick als Christ.
2. In diesem letzten und größten Kampfe Albrechts gegen die
Wenden stand seine Herrschaft und das Christentum auf dem Spiel.
Darum gelobte der Markgraf dem Herrn eine Pilgerfahrt nach dem
heiligen Lande, wenn er ihm den Sieg verleihe. In Begleitung seiner
Gemahlin löste er sein Gelübde. Nach seiner Rückkehr war sein ganzer
Eifer seinem verödeten Lande zugewandt. Viele deutsche Ritter, ehe¬
malige Kampfgenossen, erhielten Burgen und Grundstücke. Zahlreiche
Einwanderer aus Sachsen und Franken rief er herbei, auch aus
■) Sprich Jatscho.