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24. Roblenz.
(Landschaftsbild, nach Daniel und W. Müller.)
Koblenz, die Hauptstadt der Rheinprovinz und des gleich—
namigen Reglerungsbezirkes, sowie der Sitz der sämtlichen obern Pro⸗
vinzialbehörden, liegt auf der rechten Moselseite, genau in dem Winkel,
welchen der Rhein und die Mosel bilden. Durch das Zusammentreffen
der Nier rheinischen Gebirge Hunsrück, Eifel, Taunus uͤnd Westerwald
und die nicht weit von einander gelegenen Müuͤndungen der Flüsse Mosel
Und Lahn ist es der Hauptpunkt des Miltelrheinlandes. Schon die Römer
hatten hier eine befestigte Anlage; später besaßen die e nahe
en Trummern des Romerkastells einen Königshof. och blieb Koblenz
lange Zeit eine nicht bedeutende Moselstadi, die sich auch mehr an der
Mosel als am Rhein ausdehnte Erst seit dem Vordringen der Franzosen
in das Moselgebiet ward die Moselmündung den Deutschen wichtiger und
mit dem gegenüber aufsteigenden Felsen in ihrer Bedeutung erkannt.
die Kurfürften von Trier, denen die Reichsfeinde im Mosellande immer
saher ruckten, verlegten ihre Residenz von Trier nach Ehrenbreitstein,
dann nach Koblenz selbst. Unter preußischer Herrschaft wurde Koblenz zu
einem Waffenplatze ersten Ranges erhoben. Kann die Festung doch
an ioodod Mann aufnehmen, lagert hier doch der vierte Teil des Be⸗
lagerungsparkes des Deutschen Reiches, und bildei sie doch mit Köln, Mainz
ind der elsassischen Hauptstadt Straßburg die Westfront des gewaltigen
Güurtels, der wie mit eisernen Ketten das Deutsche Reich umschließt.
In neuester Zeit ist Koblenz auch als Handelsstadt fröhlich aufge⸗
blüht. Die schiffbar gemachte Lahn, die Sprengung der Felsen im Rhein⸗
bene bei Bingen, der 1851 vollendete Sicherheilshafen, das immer dichter
gewordene Neh von Landstraßen und Sisenbahnen haben die Bedeutung
don Koblenz für den Handel erhöht. Koblenz aber hat vor andern
Slaͤdien den Vorzug, mit seinen Umgebungen eine der schönsten Erdstellen
Und eine Perle der deutschen Rheinlande zu sein.
Gerade im Herzen des schönsten Rheinabschnittes liegt die Stadt.
Fährt man den Rhein von Bingen her herab und aus den düstern Bergen
zwischen Bach a rach und Rhense heraus, so glaubt man in ein Para⸗
dies zu schauen. Mit Recht wird die Aussicht von der ehemaligen Kartause
gefeiert. Man sieht den Rhein die Insel Oberwerth umflüten und bei
Kapellen die Berge in wilden Verschiebungen sich erheben. Weiter
aufwärts erscheint Lahnstein mit seinen Burgruinen. Aus dem Hinter⸗
nn ragen die Türme der alten M arrburg auf. Unter dem Ehren—
reistein zieht sich ein liebliches Thal hin bis zu den Felsen von Ander⸗
nach, über denen nördlich das Lustschloß Monrepos hervorschimmert.
Dotfer und Landhäuser liegen auf üppigen Fluren. Unten dehnt sich
Koblenz aus in einem Gartenfeld und scheint mit dem nahen Neuendorf
nur eine Stadt auszumachen.
Der Mosel, über welche eine 530 Schritt lange, auf 14 Bogen
ruhende Steinbrücke aus dem 14. Jahrhundert und eine 1858 vollendete
Eisenbahnbrücke führt, ist die nordliche und älteste Seite zugekehrt. Neben
der Brude erhebt fich die alte erzbischöfliche Burg. Die Altstadt ist eng
Und Unregelmäßig, enthält aber die Hauptlirchen der Stadt, die vierge—
lürmte St. Kastorkirche, die Liebfraueénkirche und nahe der
Mosel die St. Floxrianskirche, deide mit Doppeltürmen. Den Rhein
llang, welchen 3 Brücken überspannen, ntfalter Koblenz alle seine Reize.