Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Teil 3, [Schülerband])

E. Aus der Natur. 
„Ich mit.“ 
„Ich nenn' euch die Zahl.“ 
„Und ich die Namen.“ 
„Und ich die Qual.“ 
„Hei! 
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.“ 
„Tand, Tand 
ist das Gebilde von Menschenhand!“ 
Theodor Fontane. 
182. Die Stubenpflanzen. 
Kaum wird in unserm Vaterlande irgend eine Hütte zu 
finden sein, in der nicht wenigstens ein Blümchen oder immer— 
grünes Sträuchlein im irdenen Topfe auf dem PFenster stünde 
und Lsebend gepflegt würde. 
Es gibt unter den Zimmerblumen glückliche und unglück- 
liche, fröhliche und traurige, je nachdem ihre Besitzer ver- 
ständig und sorgsam genug sind, ihnen die Pflege zuteil werden 
zu lassen, deren sie bedürfen. Da steht z. B. in einem 
Fenster ein niedliches Heidekrautstöckchen, dessen Voreltern 
am Kap der guten Hoffnung auf Sandinseln zu Hause waren. 
Es trägt die zierlichsten, feinsten Blätter von der Welt und 
dazwischen Hunderte der lieblichsten, rosenroten Blüten- 
glõckehen. Der Gürtner hat es auch mit geeigneter Erde ver- 
sorgt und bis zu voller Blüte erzogen. Vor wenig Tagen ist's 
auf dem Markte verkauft worden und nun ins Penster jener 
sStube gewandert. Hier möchte es auch gern weiterblühen; 
da kommt aber früh am Morgen die Gießkanne und stürzt 
einen Strom kalten Brunnenwassers darüber, so hart und Kalk- 
haltig, als Brunnenwasser nur sein Kann. Es ist Gift für das 
Heidekraut. Als sei es von einem verderblichen Zauber ge- 
troffen, bleibt das Pflänzehen mitten im Wachstum stehen. Es 
blüht nicht weiter. Die noch ungeöffneten Knospen bleiben 
geschlossen und vertrocknen, und da das Kalkwasserbad jeden 
Morgen von neuem kommt, ist nach wenigen Wochen das 
ganze Gewächs dürr und tot. 
Oder du siehst dort eine zartblättrige, brasilianische Akazie, 
die in ihrem Vaterlande im Schatten hoher Bäume als feines 
Gebüsch wächst. Sie steht auf dem Pensterbrett im scharfen 
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