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fördernde Mittel, den Straßenbau in früherer und die Eisenbahnen in
neuerer Zeit, ernsthaft pflegte, und so sahen wir, daß die erste be—
deutendere Eisenbahn in Deutschland — jene von Leipzig nach Dresden
— mit dem ersten Tunnel des europäischen Festlandes in Sachsen ge—
baut wurde. Jetzt besitzt Sachsen, dieser Kreuzweg Europas, auf einem
Flächenraume von 272 Quadratmeilen 251 Meilen Eisenbahnen, und
diese Bahnen sind nicht nur als Weltstraßen, sondern auch wegen ihrer
großartigen Bauwerke von Bedeutung.
Eine solche ist die sächsisch-bayrische Staats-Eisenbahn. Wir
brauchen nur eine gerade Linie von Stralsund nach Venedig zu ziehen,
so finden wir, daß der kürzeste Weg über Leipzig, Zwickau, Plauen
führt, daß also diese Bahn ein Teil der kürzesten Verbindung zwischen
der Ostsee und dem adriatischen Meere ist. Deshalb war es wichlig,
keine Mühen und Kosten zu scheuen, um die gewerbreichen Städte
Sachsens in diese große Verkehrsstraße hinein zu bringen. Aber das
war nicht leicht. Von Reichenbach nach Plauen sind 333 Meilen, und
innerhalb dieser Strecke waren zwei tiefe Thäler zu überbrücken, das
Thal der Göltzsch und das der Elster. Beide Thalüberbrückungen sind
kühn ausgeführt worden und erfüllen jeden Beschauer mit Staunen und
Bewunderung.
Betrachlen wir die Göltzschthalbrücke. In vier Stockwerken er—
heben sich die Pfeiler zu schwindelnder Höhe. Das erste Stockwerk
zählt zehn, das zweite siebzehn und das dritte zwanzig Pfeiler. Das
vierte Stockwerk ist in kleinerem Maßstabe ausgeführt als die andern
und zählt noch einige Pfeiler mehr als das dritte. Doch das Kühnste
und Bewundernswerteste an dem herrlichen Bauwerke ist die mittelste
Bogenspannung. Der Felsengrund, auf dem der mittelste Pfeiler auf—
geführt werden sollte, lag sehr tief. Da ließ man ihn ganz weg und
baute statt vier nur zwei Stockwerke übereinander, wodurch der ganze
Bau sehr an Schönheit gewann.
Fünf Jahre lang baute man an der über 500 m langen und 80 m
hohen, in ganz dienhnn gepriesenen Göltzschthalbrücke.
Nach Bernstein.
153. Des Sachsenlandes Segen.
1. Sei gegrüßt aus vollem Herzen, du, mein schönes Sachsenland!
Sei be mit innigem Gruße, mein geliebtes Vaterland!
2. Mitten unter Deutschlands Gauen strahlst du in bescheidnem Glanz,
eine lieblich schöne Blüte in der deutschen Länder Kranz.
3. Wie ein jedes echte Kleinod bist auch du, mein Sachsen, klein,
aber werte Schätze schließen deine engen Grenzen ein.
4. Von den Gipfeln dunkler Berge, deiner Ströme Heimathaus,
hreitet weit ins Flachgefilde sich ein Garlen Gottes aus.
5. Sanfte Anmut, wilde Größe, alles, was den Blick erfreut,
ist in mannigfachem Wechsel über Sachsen ausgestreut.