Full text: Lesebuch für Oberklassen deutscher Volksschulen (3, [Schülerband])

goll Ales wohnl in deinem Hause stehn, 
8o musst du selber wohl nachsehn. 
Olr. Sehkuid. 
166. Der Gsotteskasten. 
Es war einmal ein woklhabender, angesehener Mann, dess Name hiess 
Benedictus, das heisst Namen fũhrte er mit Reont; 
denn Gott hatte ihn reie ieh mit Gutern gesegnet, und alle Welt segnete ihn 
lesgleiohen. Darum euehte or auon Ieden au erfreuen, den Premdling wie 
den Nackbar, besonderæ die Armen und Nothleidenden. Er that aber Jol- 
pendermassen WVonn er einen frohen Tag gehabt hatte mit seinen Freun- 
den, ↄ20 ging er in sein Rüũmmerlein und dacohteâ Es sind Viele, die Leines 
rolchen Tages eionh gefreut haben, und was wäre, s0 ioh der Gũste noch 
inmal a0 viel geladen hũtte Also legte or von seinem Goelde o viel, al⸗ 
ihm die Mahlæaeit gexostet, in eine Lade, dis nannte er den Gottes hasten. Des- 
geicken, wenn er vernahm, dass irgendavo eine Heuerebrunst geiũthet, 20 
poab er teinen Beitraq 2ur Unterstũtaung der Ungtũeklichen reiohlioh. Darauf 
al er tein Haus an und ging in tein Kämmerlein und sprach: „Alles etent 
bei mir fest und unversehrt, und legte dafũr in den Gottes assten. Aer- 
mals, wenn er von Hagelschlag, Wassernõthen und anderen Unfãällen hõrte, 
0 legte er dafũr in den Gotteshasten. Also auon, wenn ihm rostbarer Woein 
und sohõnes Gerãthe geboten wurde, 0 haufte er davon, jedoeh mũssiq, 20 
dass eis ein Haus eierten und seine Preunde erfreuten, und ging alsdann 
in tein KLämmerlein und apraok: „Solehes hast du die haufen und deinen 
Vorrcch menhren Lönnen,“ und legte in den Gottesasten; daeu sendete er 
gern von dem röstliohen Weine, wenn ein Kranker dessen bedurfte Also 
nat er sein Lebenlang. Ale er nun sterben sollte, da lagten und weinten 
ai⸗e Armen, die Mituden und Waisen und prachen: Wer wird sion unser 
rbar, wn Benedietus von uns acheidet? 
e α: Ein gquter Hausvater ↄorgt, dass auon dann, wenn 
rn daneim iet, den Kindlein niohte gebreohe. So nehmt den Qottes 
kasten mit Allem, was darin ist. Er gehõrt den Armen, den Mitwen und 
Vaisen, meilt davon aus, und ver waltet ihn wont und weislich.“ Darauf 
arb er und es geschan, wis er ges oqt hatto. 
Aao besteht der Goties aston e eil hundert Jahren æum Troste der Be- 
aũrfigen, und des Nannes Andenen bleibt in Segen. 
Krummacher. 
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167. Der Lootsenanführer Tode 
In Ottober des Jahres 1774 wüthete der fürchterlichste Sturmwind, dessen 
sich die ältesten Leute nicht zu erinnern wußten, und Jedermann stand in ban 
Besorgniß und hetete für die armen Leute, deren Leben in zerbrechlichen e 
der Wuth der Winde überlassen sein möchte. Bald erblidte man zu Libau einer 
Handelsstadt und einem Hafen an der Ostsee in dem zu Rußland gehdrigen 
Herzogthume Lurland, ein holländisches Schiff, das in den Hafen einlaufen wollte, 
aber des Sturmes wegen nicht konnte. Drei lange Tage und Nächte war es ein 
Spiel der Wogen, bis es in der Nacht vom 12. auf den 18. Oltober einige hunden 
Schritte vom Ufer auf dem Grunde sitzen blieb. Der Sturm wüthete er 
tärter fort, die tobenden Wellen rissen ein Stück des Schiffes nagd n andern 
hinweg; Todesanast und Verzweiflung ergriff das arme Schifföe und die dar— 
zuf befindlichen Reisenden, da ihnen der heulende Wind und die brausenden 
Basserwogen alle Hoffnungen benabmen, sich ꝛu retten
	        
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