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Nachricht kam, daß sie ihren edlen Mann und Vater verloren hätten. Ihren
Schnerz mit Worten zu schildern, vermag Niemand; aber Gott erbarmte sich
hrer, daß sie bald n wie es um den Mann stehen müsse, der in
nem solchen Berufe stirbt. Dieser Gedanke hemmte den Laif ihrer Thränen
und sie bestrebten fich täglich mehr, mit Eifer Gutes zu thun, daß sie der Tod
auch einmal darüber antreffen müchte. Viele, die es sahen und hörten, wurden
besser, und Gott lenlte es so, daß auch die nöch auf den Trümmern des Schiffes
Zurucdgebliebenen, die den Mann, auf welchen sie ihre letzte Hoffnung gesetzt
Halten, vor ihren Augen umlonmen sahen, geretlet wurden. Dieses überzeugte
se aufs innigste, daß, wenn auch alle menschliche Hilfe verschwindet wenn der
Blib uns zu zerschmeltern, die Erde unter uns zu sinken droht und die Meeres—
wogen schon über unserm Haupte zusammenschlagen, Gott dennoch Mittel und
Wehe weiß, uns zu erbalten, wenn es uns gut isi, länger unter den Lebendigen
zu verweilen. Ewald.
168. Der lleine Friedensbote.
Ein Gerber und ein Bäcker waren einmal Nachbarn, und die gelbe und
weiße Schürze vertrugen sich aufs Beste. Wenn dem Gerber ein Kind geboren
wurde, hob es der Backer aus der Taufe, und wenn der Bäcker in seinem großen
Obstgarlen an die Stelle eines ausgedienten Invaliden einen Rekruten bedurfte
ging der Gerber in seine schöne Baumschule und hob den schönsten Mann aus
hen er darin hatte, eine Pflaume, oder einen Apfel, oder eine Birne, oder ein
Kirsche, je nachdem er auf diesen oder jenen Posten, auf einen fetten oder magern
Plah gestellt werden sollte. An Ostern, an Martini und am heiligen Abende
lam die Bäcerin, welche keine Kinder hatte, immer einen großen Korb unter dem
Arme, zu den Nachbarsleuten hinüber und theilte unter die kleinen Pathen aus
was ihr der Hase oder der gute Märtel oder gar das Christkindlein selbst unter die
schneeweiße Serviette gelegt hatten. Je mehr sich die Kindlein über die reichen
Spenden freuten, desto naher rücten sich die Herzen der beiden Weiber und man
brauchte keine Zigeunerin zu sein, um aus dem Kaffeesatze in ihren Schalen zu
prophezeien, daß sie einander immer gut bleiben würden.
Wer ihre Manner hatten ein jeglicher einen Hund; der Gerber als Jagd⸗
liebhaber einen großen braunen Feldmann, und der Bäder einen kleinen schnee⸗
weißen Mordax. Beide meinten, die besten und schönsten Thiere in ihrem Ge⸗
schlechte zu haben. Und da geschah es denn eines Tages, daß Mordar ein Kalbs⸗
Nochlein gegen den Feldmann behauptete, denn er hatte wahrscheinlich vergessen
daß es nicht gut sei, einem großen Herrn etwas abzuschlagen. Vom Knurren
sam es zum Beißen, und ehe sich der Bäder von seiner grünen Bank vor dem
Hause erheben konnie, lag sein Hundlein mit zermalmtem Genicke vor ihm, und
er Feldmann lief mit erobertem Knochen und mit eingezogenem Schweife davon
Schr ergrimmt und entrustet warf der Herr des Exmordeten dem Raub⸗
mörder einen gewaltigen Stein nach. Aber was halfs ? Die Handgranate flog
icht dem Hunde an den Kopf, sondern dessen Besitzer durch das Fenster mitten
uf den Isch, an dem er gerade die Augsburgerin las, und machte in den
Wiener Congreß ein Loch. Ohne zu fragen, woher der Schuß gekommen sei,
riß der Gerber den zertrümmerten Fensterflügel auf und sing an zu
Der Nachbar in der weißen Schürze und mit den aufgestülpten Hemdärmelr
Meb mets schuldig, Kinder und Leute liefen zusammen, und — häãtte ich ihn
aur sehen können! — Satan stand gewiß an einer Ede und blies mit vollen
aden in das Feuer. Der Baͤder verließ den Kampfplatz zuersn aber nur, um