Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

„ehe ich des Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind.“ — 
Der brave Ceneral von Ziethen hörte von diesem Vorfalle und 
bat sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei 
dem Rittmeister zu Gaste. Die Eltern des letztemn wünschten 
diesmal selbst, nicht am Tische zu erscheinen, weil sie sich 
verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der 
General: „Aber Kurzhagen, wo sind Ihre Eltemn Ich denke, 
sie essen mit Ihnen an einem Tischeds Der Rittmeister 
lächelte und wubte nieht sogleich zu antworten. Da stand Ziethen 
auf und holte die Pltern herbei; sie mubten sieh rechts und 
links an seine Seite setzen, und er untemielt sich mit ihnen 
aufs freundlichste. Als man anfing, Gesundheiten auszubringen, 
nahm er sein Glas, stand auf und sprach: „Meine Herren, 
es gilt dem Wohlergehen dieser braven Eltern eines verdienst· 
vollen Sohnes, der es beweist, daß ein dankbarer Sohn mebr 
wert ist als ein hochmütiger Rittmeister.“ 
Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der 
kindlichen Achtung zu erzählen, velehe der Rittmeister seinen 
Eltern erwies, und Priedrich II. freute sich senr darũber. Als 
Kurzhagen einst nach Berlin kam, wurde er zur königlichen 
Tafel gezogen. 
„Hör' Er, Rittmeister,“ fragte der König, um seine Ge- 
sinnung zu erforschen, „von welehem Hause stammt Er denn 
eigentlich? Wer sind Seine Eltern?“ — „Ew. Majestät,“ ant- 
Vortete Kurzhagen ohne Verlegenheit, „ien stamme aus einer 
Bauernhütte, und meine Eltern sind Bauersleute, mit denen ich 
das Glück teile, welches ich Ew. Majestãt verdanke.“ 
„So ist's recht!“ sagte der König erfreut; ‚wer seine 
Eltern achtet, der ist ein ehrenwerter Mann; wer sie gering 
schätzt, verdient nicht, geboren zu sein.“ — 
Eph. 6. 2: Ehre Vater und Mutter! Das ist das erste 
Gebot, das Verheihung hat. Pustkuchen-0lanzow. 
1. Der Mensch hat nichts so eigen, 
so wohl steht ihm nichts an, 
als daß er Treu erzeigen 
und Freundschaft halten kann, 
wenn er mit seinesgleichen 
soll treten in ein Band, 
verspricht sich, nicht zu weichen, 
mit Herzen, Mund und Hand. 
21. Freundschaft. 
2. Die Red' ist uns gegeben, 
damit wir nicht allein 
für uns nur sollen leben 
und fern von Leuten sein; 
wir sollen uns befragen 
und sehn auf guten Rat, 
das Leid einander klagen, 
so uns betreten hat.
	        
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