— 153—
freizumachen. In einer Versammlung, zu welcher er seine Krieger be—
rufen hatte, schilderte er mit eindringlichen Worten die frühere traurige
Lage des Reiches, und wie es nunmehr mit Gottes Hülfe gelungen
sei, Ordnung und Gesetzlichkeit im Innern zu befestigen und den
einen Feind, die Slaven, zu unterwerfen. „Aber,“ sagte er weiter,
„noch bleibt der furchtbarste Gegner zu besiegen. Ich habe mit bluten—
dem Herzen ey eure Söhne und Töchter der besten Habe berauben
müssen, um die habgierigen Feinde zu befriedigen. Soll ich nun auch
die Kirchen und ihre Diener plündern und das, was zur Ehre Gottes
bestimmi ist, hingeben, um einen schimpflichen Frieden zu erkaufen?
Oder wollt ihr, wie es deutschen Männern geziemt, mutig in den
Nampf ziehen und fest darauf vertrauen, daß der euch erlösen wird,
der in Wahrheit unser Herr und Erlöser ist?“ Alles Volk gelobte
mit zum Himmel gehobenen Händen, zum Streit wider die Barbaren
auszuziehen.
Als der neunjährige Waffenstillstand abgelaufen war, kamen un—
garische Gesandte und forderten den Tribut; aber Heinrich wies sie
zurück. Ja, man erzählt, der König habe ihnen einen räudigen Hund
mit abgeschnittenen Ohren und verstümmeltem Schwanze überweisen
lassen, um die Ungarn zu verhöhnen. Da fielen zwei fürchterliche
Heereszüge der Ungarn in Deutschland ein, um Rache zu nehmen.
Der erste Haufe wurde bei Sondershausen von einem sächsischen
deere geschlagen; gegen den andern rückte Heinrich selbst vor und
traf ihn bei Merseburg. Hier wurde 933 eine harte Schlacht ge—
schlagen. Vor dem Beginn des Kampfes entflammte Heinrich mit
kühnen Worten seine Streiter zur blutigsten Vergeltung. Er erinnerte
sie an die in Asche liegenden Hütten, an die mißhandelten Weiber, an
die gemordeten Kinder und die verwüsteten Gotteshäuser. Dann stürmte
er in Gottes Namen auf den Feind. Vor ihm flatterte die große
Reichsfahne mit dem Bilde des Erzengels Michael und erfüllie die
Streiter mit froher Siegeshoffnung. Als die Ungarn die dichtgeschlosse—
nen Reihen des deutschen Heeres sahen, hielten sie nicht stand, sondern
ergossen sich in wilde Flucht. Tausende wurden erschlagen, viele
Feinde fielen den Deutschen lebendig in die Hände. Das erbeutete
Lager gab den Siegern reiche Schätze. Hier fand man auch viele
deutsche Gefangene, die in die Sklaverei geschleppt werden sollten
und nun ihre Freiheit empfingen. Auf den Knien dankte Heinrich
dem Herrn für die Errettung vor dem entsetzlichen Feinde. In seiner
frommen Gesinnung bestimmte er auch den Tribut, den er früher
den Ungarn hatte zahlen müssen, der Kirche, um den Armen zu hel—