Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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freizumachen. In einer Versammlung, zu welcher er seine Krieger be— 
rufen hatte, schilderte er mit eindringlichen Worten die frühere traurige 
Lage des Reiches, und wie es nunmehr mit Gottes Hülfe gelungen 
sei, Ordnung und Gesetzlichkeit im Innern zu befestigen und den 
einen Feind, die Slaven, zu unterwerfen. „Aber,“ sagte er weiter, 
„noch bleibt der furchtbarste Gegner zu besiegen. Ich habe mit bluten— 
dem Herzen ey eure Söhne und Töchter der besten Habe berauben 
müssen, um die habgierigen Feinde zu befriedigen. Soll ich nun auch 
die Kirchen und ihre Diener plündern und das, was zur Ehre Gottes 
bestimmi ist, hingeben, um einen schimpflichen Frieden zu erkaufen? 
Oder wollt ihr, wie es deutschen Männern geziemt, mutig in den 
Nampf ziehen und fest darauf vertrauen, daß der euch erlösen wird, 
der in Wahrheit unser Herr und Erlöser ist?“ Alles Volk gelobte 
mit zum Himmel gehobenen Händen, zum Streit wider die Barbaren 
auszuziehen. 
Als der neunjährige Waffenstillstand abgelaufen war, kamen un— 
garische Gesandte und forderten den Tribut; aber Heinrich wies sie 
zurück. Ja, man erzählt, der König habe ihnen einen räudigen Hund 
mit abgeschnittenen Ohren und verstümmeltem Schwanze überweisen 
lassen, um die Ungarn zu verhöhnen. Da fielen zwei fürchterliche 
Heereszüge der Ungarn in Deutschland ein, um Rache zu nehmen. 
Der erste Haufe wurde bei Sondershausen von einem sächsischen 
deere geschlagen; gegen den andern rückte Heinrich selbst vor und 
traf ihn bei Merseburg. Hier wurde 933 eine harte Schlacht ge— 
schlagen. Vor dem Beginn des Kampfes entflammte Heinrich mit 
kühnen Worten seine Streiter zur blutigsten Vergeltung. Er erinnerte 
sie an die in Asche liegenden Hütten, an die mißhandelten Weiber, an 
die gemordeten Kinder und die verwüsteten Gotteshäuser. Dann stürmte 
er in Gottes Namen auf den Feind. Vor ihm flatterte die große 
Reichsfahne mit dem Bilde des Erzengels Michael und erfüllie die 
Streiter mit froher Siegeshoffnung. Als die Ungarn die dichtgeschlosse— 
nen Reihen des deutschen Heeres sahen, hielten sie nicht stand, sondern 
ergossen sich in wilde Flucht. Tausende wurden erschlagen, viele 
Feinde fielen den Deutschen lebendig in die Hände. Das erbeutete 
Lager gab den Siegern reiche Schätze. Hier fand man auch viele 
deutsche Gefangene, die in die Sklaverei geschleppt werden sollten 
und nun ihre Freiheit empfingen. Auf den Knien dankte Heinrich 
dem Herrn für die Errettung vor dem entsetzlichen Feinde. In seiner 
frommen Gesinnung bestimmte er auch den Tribut, den er früher 
den Ungarn hatte zahlen müssen, der Kirche, um den Armen zu hel—
	        
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