Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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gleicht. Da überall eine Menge Lichter brennen, deren Glanz von 
den Salzsteinen wie von unzahligen Spiegeln zurückgeworfen wird, 
so schimmert und strahlt alles wie von tausend Edelsteinen. Die 
Säulen, welche in angemessenen Entfernungen von einander stehen 
damit die Gewölbedecke nicht herabstürze, bestehen aus dem Salzsteine 
selb“; man läßt diesen entweder stehen, indem man dazwischen durch⸗ 
bricet und durchsprengt, oder man errichtet von Grund auf kunst⸗ 
mä neue Säulen. In beiden Fällen giebt man den Säulen eine 
sch.ne Form. Auch die Gewölbe sind sehr verschieden, und man er— 
blickt zum Teil seltsame Figuren, die aber immer ein Werk der Na⸗ 
tur sind. — Teils einzeln, teils gruppenweise stehen die Häuschen 
der Bewohner dieser unterirdischen Stadt; ferner Magazine, Werk— 
stätten und Pferdeställe. Gegen 1200 Menschen sind in dem Berg⸗ 
werke in verschiedener Weise beschäftigt; sie arbeiten täglich s Stunden, 
lösen sich gegenseitig ab und fahren nach der Arbeit jedesmal zu 
Tage. An Pferden gebraucht man 80 bis 100 Stuck. Sind diese 
einmal hineingebracht, so sehen sie das Tageslicht nie wieder. Sie 
müssen die aus den Felsen gehauenen Salzblöcke nach den Stellen 
fahren, wo sie zu Tage gefördert werden. Diesen Salzblöcken giebt 
man, um sie bequemer fortschaffen zu können, die Form einer Toͤnne. 
Sind sie zu Tage gebracht, so werden sie zerschlagen und in eigens 
dazu eingerichteten Mühlen zermahlen. Das Wasser in dem Berg— 
werke ist salzig; ein Teil desselben sammelt sich in einem Teiche, 
über welchen ein Seil gespannt ist und eine Fähre geht. Über diesem 
Teiche ist ein Saal mit Fußboden von Holz; in demselben wird 
beim Bergfeste getanzt. An dem nämlichen Feste, einmal im Jahre, 
wird tief unten in der Erde, in einer aus Salzstein ausgehauenen 
Kapelle ein feierlicher Gottesdienst abgehalten. Dann gewährt die 
Kapelle einen wundervollen Anblick. Alles in derselben, die Säulen, 
der Altar, die Kanzel, die Statuen der Heiligen, die Chorstühle, 
besteht aus rosenrolem Salzstein. Darin spiegeln sich dann die 
Flämmchen der Wachskerzen in tausendfachem Wiederschein; die in 
reinlicher Tracht versammelten Bergknappen singen Loblieder zu Ehren 
des Herrn. Ja, auch in der Tiefe waltet der Herr, und alles gestaltet 
sich ihm zum Preise! Leider ist seit einigen Jahren eine Abteilung 
dieses Salzbergwerkes durch eingedrungenes Wasser unzugänglich ge⸗ 
worden. Trotz aller Anstrengungen ist es noch nicht gelungen, dieselbe 
wieder fahrbar zu machen. 
Hannöverisches Lesebuch.
	        
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