Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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3. Drauf setzt' er die Trompet' an den Mund und schwang 
den Schall, daß rings der Himmel und die Erde erklang 
Er schmetterte gewaltig mit vollem Mannesmut, 
als gel' es eine Jagd mit dem Eis in der Flut. 
Er trompetete klar, er trompetete rein, 
als ging's mit Vater Blücher nach Paris hinein. 
Da donnerte das Eis, die Scholle, sie zerbrach, 
und wurde eine bange, bange Stille danach. — 
Das Eis verging im Strom und der Strom in dem Meer, — 
wer bringt mir meinen Kriegskameraden wieder her? 
Kopisch. 
16. Joseph Fraunhofer. 
Joseph Fraunhofer wurde am 6. März 1787 zu Straubing in 
Bayern geboren. Sein Vater ernährte sich kümmerlich von dem Glaser— 
geschäft. Frühzeitig mußte das Söhnlein dem Vater in seiner Arbeit 
zur Hand gehen, so daß der kleine Joseph selten Zeit hatte, die 
Schule zu befuchen, und noch seltener zum Lesen und Schreiben kam. 
Im elften Jahre entriß ihm der Tod Vater und Mutter. Der Vor— 
mund that das arme Waisenkind zu einem Drechsler in die Lehre, 
welcher den Knaben indes nur kurze Zeit behielt, da es sich heraus— 
stellte, daß er zu schwächlich für dieses Handwerk war. Joseph kam 
nun als Lehrling zu einem Glasschleifer und Spiegelmacher nach 
München. Lehrgeld brauchte er keins zu entrichten; dafür mußte er 
sich aber verpflichten, sechs Jahre lang ohne Lohn zu arbeiten. Der 
Lehrherr benutzte den Knaben zu allerlei Dingen, versagte ihm auch 
den Besuch der Feiertagsschule, weshalb er des Rechnens und Schrei— 
bens vorlaͤufig ganz unkundig blieb. 
Da ereignete sich im zweiten Jahre seiner Lehrzeit ein Unglück, 
welches der Wendepunkt seines Lebens wurde. 
Ame Cali 1801 fiel nämlich das Haus seines Meisters ein 
und begrub diesen unter seinen Trümmern. Joseph selbst wurde wie 
durch ein Wunder gerettet, während nur wenige Schritte von ihm 
die Frau seines Lehrherrn erschlagen lag. Die über ihm lagernden 
Trümmerstücke hatten sich im Fallen so glücklich geordnet, daß sein 
Kopf frei geblieben und er im stande war, die nachgrabenden Arbeiter 
durch Schreien und Rufen auf seine Spur zu bringen. Der König 
Maximilian Joseph nahm sich des unverletzt ans Tageslicht gezogenen 
verlassenen Knaben an und beschenkte ihn mit achtzehn Dukaten. 
Achtzehn Goldstücke in der Hand eines armen Knaben! Was 
würde wohl mancher damit angefangen haben?
	        
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