Stadtinneres.
\5. Jahrhundert.
Das vorliegende Bild, welches das Innere einer Stadt im 15. Jahr¬
hundert darstellt, führt uns auf den Marktplatz einer ansehnlichen mittel¬
alterlichen Handelsstadt und läßt uns auch einen Blick in einige einmündende
Straßen derselben thun.
Der Marktplatz ist von allen freien Plätzen, deren jede einigermaßen
bedeutende Stadt des Mittelalters regelmäßig mehrere besitzt, der wichtigste
und fehlt darum selbst den kleinsten Städten niemals. Er liegt, wie es seiner
Bedeutung zukommt, im volkreichsten Teile des Ortes, wird von prächtigen
Kirchen, Gemeinde- und Privatgebäuden umgeben und ist auch schon zum
größten Teile gepflastert. „In ihm finden stets die verschiedenen politischen
und sozialen Strömungen städtischen Waltens und Wirkeus ihren Vereini¬
gungspunkt, so daß sich nicht selten ein wesentliches Stück von Stadtgeschichte,
ebenso reich an tragischen Streiflichtern hochherzigen Bürgersinnes, wie ab¬
schreckenden Verzerrungen desselben zu brutalem Pöbelhasse, allda abspielt."
Auf unserm Bilde ist der Marktplatz charakterisiert worden als Mittel¬
punkt einmal des städtischen Handels und dann der städtischen Ge¬
richtsbarkeit, Regierung und Verfassung. —-
Zunächst erscheint der Markt als Mittelpunkt für den gesamten
Kandet der Stadt. Ein aus mehreren hochbeladenen Wagen bestehender
Frachtzug und die dem Rathause gegenüber an ihrer Verkaufsbauk feilhaltende
Hökerin, die Ratswage und das Kaufhaus, die Vorkräme und die Läden —
dies alles weist auf die Bedeutung des Handels für das städtische Leben in
jener Zeit hin, auf den Großhandel einerseits, der in beträchtlichen Mengen
Waren ein- und ausführt, dem Verkehre von Gesamtheit zu Gesamtheit dient,
und den Kleinhandel anderseits, der die Bedarfsartikel im Einzelnen, bis
zu „Pfennigswert" herab, an die Konsumenten abgiebt.
Im Warenznge, der von allen Gruppen des Bildes zuerst des Be¬
schauers Aufmerksamkeit aus sich zieht, tritt uns der Handel nach der erstge-