Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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rade um jene Zeit, als er sich in Portugal aufhielt, hatten fremdartige 
Pflanzen, welche über das Meer herüber getrieben worden waren, und 
Leichname von seltsamen Thieren und Menschen ihn in der Vermuthung 
bestäͤrkt, daß im Westen des großen atlantischen Oceans ein Land liegen müsse. 
Da wagte Columbus das Aeußerste. Er ging nach Spanien und trug 
dem König Ferdinand sein Anliegen vor. Auch hier war Anfangs ein 
mitleidiges Kopfschütteln die Antwort. Als jedoch Columbus dem spani⸗ 
schen Hofe von den großen Vortheilen redete, welche die Entdeckung mit 
fich bringen würde, und als mehrere Männer dem Könige zugeredet 
hatten, da gab Ferdinand drei Schiffe zur Fahrt her und willigte ein, 
daß auch eine entsprechende Mannschaft die Reise mitunternähme. 
Wer war glücklicher, als Columbus? Nun sollten endlich die Träume 
seiner Jugend und die Entschlüsse des reifsten Nachsinnens zur Wirklich⸗ 
keit werden! 
Am 3. August des Jahres 1492 lichtete Columbus im Hafen von Pa⸗ 
sos die Anker. Das Lucheln der Ungläubigen, die Glückwünsche einiger 
weniger Freunde begleiteten ihn. 
Am dritten Tage brach einem der Schiffe das Steuerruder. Die Schiffs⸗ 
mannschaft sah dies als ein böses Vorzeichen an; Columbus ließ sich nicht 
schrecken. 
Man nahte den canarischen Inseln. Ein Inselberg spie Feuer und 
Flammen aus. Wieder Aufregung unter dem abergläubischen Schiffsvolk. 
Tolumbus erinnerte an den Vesuv bei Neapel, der ja auch zu Zeiten 
Rauch⸗ und Feuersäulen ausstoße. 
Als man ungefähr 200 Meilen von den canarischen Inseln sich entfernt 
hatte, bemerkte Columbus eine auffallende Unruhe der Magnetnadel. Es 
ftellte sich eine Abweichung von der gewöhnlichen Richtung ein, welche ihm 
durchaus fremd war. Seine hierdurch beunruhigten Leute suchte er durch 
allerlei gelehrte Auseinandersetzungen zu beschwichtigen. 
Der bisher günstige Wind ließ nach. Schlaff hingen die Segel an den 
Masten herunter. Die Schiffer wurden ungeduldig. Columbus wies auf 
einen Reiher hin und auf eine weiße Bachstelze, welche eben an den 
Schiffen vorübereilten und tröstete die Ungeduldigen damit, daß nun das 
Laund nicht mehr ferne sein könne. 
Wieder vergingen Tage und Wochen. Das durch eine über dem Meere 
dahinschwebende feurige Kugel beängstigte Schiffsvolk verlor vollständig 
den Muth, als man sich in dem Ocean einer Stelle näherte, welche mit 
einer unübersehbaren Menge von Kräutern bedeckt war. Alles fürchtete, 
die Schiffe würden in diesem Kräutermeere verstrickt werden und stecken 
bleiben. Columbus erinnerte die muthlose Mannschaft daran, daß er in 
alten Büchern gelesen habe, wie Schiffer, vom heftigen Ostwind verschla— 
gen, im großen Ocean an Seewiesen gekommen wären, und dort viele 
große Fische gesehen hätten. Das Land könne nicht mehr weit sein. 
Aber die Maunschaft wurde immer aufgeregter. „Wir wollen zurück, 
zurück nach Spanien!“ So erscholl es rings um. Columbus stand auf dem
	        
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