Full text: [Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband])

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schwanken Rispen der Hirse erhoben sich inmitten der Ährenfelder. 
An den Abhängen von warmer Lage aber waren noch viel weiter 
nach Norden als jetzt überall Rebengärten angelegt. Auch Hopfen 
wurde fleißig angebaut und zu gutem Biere benutzt. Die Wiesen, 
hochgeschätzt, häufig eingezäunt, wurden sorgfältiger behandelt als 
206. Jahre später; die Maulwurfshaufen auseinanderwerfen und 
die Abzugsgräben, ja sogar Bewässerungsgräben ziehen und er— 
halten, war gewöhnlich. Im ganzen war die landwirtschaftliche 
Kultur um das Jahr 1618 nicht geringer als etwa um 1818. 
G. Freytag. 
131. 
Deutschland am Ende des 30jährigen Krieges. 
Der schreckenvollste aller Kriege, welche jemals in Deutschland 
gewütet, hat unser Vaterland aufs äußerste verwüstet und zer— 
rüttet. Fast Dreiviertel seiner Bevölkerung waren durch das 
Schwert, durch Brand, Hunger, Seuche und Elend aller Art 
umgekommen. Tausende von Städten und Dörfern lagen in 
Trümmern; von manchen wußte man kaum mehr die Stätte 
wiederzufinden, viele sind nie mehr auferbaut worden. Kein Teil 
Deutschlands blieb von der allgemeinen Verwüstung verschont. 
In Bayern war meilenweit kein Dorf, keine Kirche zu finden; 
im damaligen Herzogtum Würtemberg lagen allein 40000 
Häuser in Asche, in Schlesien und Brandenburg hatten 
die Flammen mehr als den dritten Teil der Häuserzahl vernichtet, 
in Böhmen waren oft in einer Nacht über 100 Ortschaften 
in Feuer aufgegangen. Würtemberg, das im Jahr 1634 noch 
gegen eine halbe Million Einwohner gehabt hatte, zählte 1641 
kaum noch 48000; die übrigen waren durch das Schwert, durch 
Hunger und Pest hinweggerafft worden oder hatten sich vor 
der barbarischen Grausamkeit der wilden Kriegshorden in die 
Schweiz geflüchtet. Die Stadt Augsburg zählte einst über 
90900 Einwohner; nach dem Kriege schlichen nuͤr noch 6000 BVe— 
wohner durch die weiten, stillen Gassen. Wiesbaden war mehr— 
mals, am furchtbarsten im Jahre 1644, geplündert und gebrand— 
schatzt worden; infolge dessen stand die Stadt beinahe menschenleer. 
Manche Straßen, namentlich der Marktplatz, waren dergestalt mit 
Hecken und Sträuchern angefüllt, daß Hasen darin angetroffen 
wurden und Feldhühner darin nisteten. — Verbrannte Schlösfer, 
verlassene Felder, eingeäscherte Dörfer lagen meilenweit umher in 
grauenvoller Verwüstung. Wo noch ein Dorf von gänzlicher Zer— 
störung verschont geblieben war, da waren die Häuser kaum noch 
bewohnbar, die Scheuern zerfallen. Blühende Landschaften hatte 
der Krieg in Einöden, Felder und Wiesen in Wald und Wüstenei
	        
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