Full text: [Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband])

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4. 
22 
Der tote Soldat. 
Auf ferner, fremder Aue, 
da liegt ein toter Soldat, 
ein Ungezählter, Vergeßner, 
wie brav er gekämpft auch hat. 
Da sitzt eine weinende Mutter 
und schluchzet laut: „Gott helf! 
Es hat sich angemeldet: 
die Uhr blieb steh'n um elf!“ 
. 
Da starrt ein blasses Mädchen 
hinaus ins Dämmerlicht; 
„Und ist er dahin und gestorben, 
meinem Herzen stirbt er nicht!“ 
Drei Augenpaare schicken, 
so heiß es ein Herz nur kann, 
für den armen toten Soldaten 
ihre Thränen zum Himmel hinan. 
2 
Es reiten viel' Generale 
mit Kreuzen an ihm vorbei, 
denkt keiner, daß, der da lieget, 
auch wert eines Kreuzleins sei. 
Es ist um manchen Gefalhnen 
viel Frag' und Jammer dort; 
doch für den armen Soldaten 
gibt's weder Thräne noch Wort. 
Doch ferne, wo er zu Hause, 
da sitzt beim Abendrot 
ein Vater voll banger Ahnung 
und sagt: „Gewiß, er ist tot!“ 
J 
Und der Himmel nimmt die Thränen 
in einem Wölkchen auf 
und trägt es zur fernen Aue 
hinüber in raschem Lauf; 
9. 
Und gießt aus der Wolle die Thränen 
aufs Haupt des Toten als Tau, 
daß er unbeweint nicht liege 
auf ferner, fremder Au. 
J. G. Seidl. 
22. 
920 
Auf der Wacht. 
1. Viel tausend Stern' am Himmel steh'n, 
getreulich ihre Wacht verseh'n 
mit hohen Freuden. 
Du Kriegsmann, nimm es wohl in acht 
und halte Wacht in dunkler Nacht 
auf grüner Heiden! 
. Treu deinem Herrn, treu deinem Gott, 
wirst du den Feind und alle Not 
besteh'n mit Freuden! 
Bleib treu, bleib treu und halte Wacht 
in stiller Nacht, in wilder Schlacht 
auf grüner Heiden. 
Deuisches Lesebuch, Ua. 
24
	        
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